Sonntag, 30. Dezember 2012

Kleiner Jahresrückblick

Als ich vor über einem Jahr begann, hier zu bloggen, wusste ich noch nicht genau, was ich eigentlich will. Es ging mir in erster Linie darum, meine Gedanken zu ordnen, zu dokumentieren und anderen zugänglich machen. Ich war damals vom ständigen Auf und Ab der Börse ziemlich genervt, daher der Untertitel des Blogs: „Gedanken eines genervten Kleinanlegers“. Mein Blog will es anderen ermöglichen, meine Gedanken und mein Verhalten als Anleger mit ihrem eigenen Tun und Denken zu vergleichen. So kann z.B. ein anderer Kleinanleger, der zum falschen Zeitpunkt RWE-Aktien gekauft hat, nachlesen, wie ich mit dieser Situation umgehe: Ich sitze meinen fast 40prozentigen Verlust aus und beschimpfe RWE als „Wertvernichter“ :).

Mein Blog gibt keinerlei Empfehlungen zu konkreten Aktien, obwohl jeder sehen kann, was bei mir so im Depot liegt (http://meineaktien.blogspot.com/p/portfolio.html). Bisher habe ich mich aufs offenlegen meiner grössten Positionen beschränkt, im Laufe von 2013 will ich auch auf kleine, ziemlich spekulative Positionen eingehen, die bei mir im Portfolio liegen.

Ich betrachte mich als mittelmässig erfahrenen Anleger, der nach wie vor ziemlich viel falsch macht. Nicht einzelne Aktien, sondern diese Fehler, die ich nach und nach abstellen will, sind zentrales Thema der im Blog geäusserten Gedanken. Genausowenig geht es mir darum, irgendeine Strategie vorzustellen und zum nachahmen zu emfehlen – ich tüftele ja noch an meiner eigenen Strategie. Grob gesagt sieht die so aus: 50 Prozent Dividenden-Aktien, 50 Prozent Wachstumswerte. Das entspricht am ehesten meinem Charakter.

Mir ist bewusst, dass es für jeden Anleger sehr schwer ist, seinen Vergleichsindex, die sogenannte Benchmark, zu schlagen. Ich habe kaum Zweifel daran, dass mein Portfolio schlechter abgeschnitten hat als der MSCI World (es hätte wenig Sinn, ein internationales Portfolio mit dem DAX zu vergleichen). Ich weiss, dass es vermutlich vielversprechender ist, sich auf ETFs zu konzentrieren und auf Einzelaktien zu verzichten. Wer sich für ETFs interessiert, sollte mal bei dem Blogger-Kollegen Holger vorbeischauen... (http://der-privatanleger.de), der eine konsequente ETF-Strategie verfolgt. So etwas wie mein RWE-Desaster kann einem mit ETFs nicht passieren.

Derzeit machen ETFs rund zwölf Prozent meines Portfolios aus. Ich habe vor, weiterhin in Einzelwerte zu investieren, dabei die Gewichtung von ETFs aber langsam zu erhöhen. Ich schliesse nicht aus, dass ich im Laufe meines Lebens die Gewichtung der Einzeltitel drastisch zugunsten von ETFs zurückfahre. Kann durchaus sein, dass ich dann 90 Prozent ETFs habe und nur 10 Prozent Einzeltitel – denn ganz verzichten werde ich auf Einzeltitel wohl nie. In diesem Fall würde ich unter den Einzeltiteln vermutlich Wachstumswerte mit maximal mittlerer Marktkapitalisierung bevorzugen.  

Freitag, 21. Dezember 2012

Mein Portfolio: Update

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass die Seite über mein Portfolio seit Monaten veraltet war. Meine zehn grössten Positionen mit Einstiegspreis sind inzwischen:

Apple (409 Euro)
Telefónica (14,03 Euro)
RWE (52,31 Euro)
Google (493 Euro)
K+S (35,30 Euro)

Etwas kleiner als K+S sind meine Positionen in:

Rhön-Klinikum (14,64 Euro)
Leoni (27,42 Euro)
McDonald´s (70,27 Euro)
Total (38,26 Euro)
Barrick Gold (33,88 Euro)

Meine alten Loser RWE und Telefónica habe ich also gehalten, da ich als Kleinanleger natürlich immer nur Gewinner verkaufe und Verlierer bis zum bitteren Ende im Depot behalte (man beachte meinen Sarkasmus). E.on wurde in Rhön-Klinikum umgeschichtet, um meine Diversifizierung zu verbessern. Ich hatte mit dem Timing sogar ziemliches Glück, denn ein paar Tage später stürzte E.on um 15 Prozent ab...  

Für 2013 habe ich mir vorgenommen, mein Portfolio in Ruhe zu lassen. 

Sonntag, 16. Dezember 2012

Aktien und "Action Bias"


Vor einiger Zeit habe ich „Die Kunst des klaren Denkens” von Rolf Dobelli gelesen (Untertitel: „52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen“). Viele dieser Denkfehler betreffen auch Anleger, ich kann das kleine Büchlein also nur empfehlen. Einer dieser Denkfehler betrifft mich ganz besonders: der sogenannte „Action Bias“. Der Begriff bezieht sich darauf, dass Menschen im Zweifelsfall lieber zum Handeln als zum Nichtstun neigen, obwohl Nichtstun oft die bessere Option ist. Dobelli nennt als Beispiel den Torwart beim Elfmeter, wo es statistisch gesehen vielversprechender sei, einfach in der Mitte stehen zu bleiben –das sehe jedoch doof aus, weswegen die meisten Torhüter lieber in eine Ecke springen und hoffen, dass sie Glück haben.

Mich hat der Action Bias zu hektischem Traden veranlasst (http://meineaktien.blogspot.com/2012/08/hin-und-her-macht-kassen-leer-2-kleine.html), mit dem ich Gewinne sichern wollte, auch wenn sie gering waren. Ich hatte die Schnauze davon voll, wie fast jeder Gewinn sich in wenigen Wochen in Verluste verwandelte. Inzwischen habe ich mich besser im Griff. Vor allem, wenn ich davon überzeugt bin, dass ein Unternehmen wirklich gut ist, will ich die entsprechende Aktie wirklich langfristig halten. „Wirklich langfristig“ müsste eigentlich heissen: bis zum Rentenalter (also noch über 25 Jahre), aber auch fünf bis zehn Jahre wären ein guter Anfang. Man darf sich nur nicht dadurch abschrecken lassen, dass ein Heer von Experten predigt, „buy and hold“, „kaufen und halten“, sei tot. 

Manchmal glaube ich, beim Anlegen sei vieles schlicht und einfach Glaubenssache. Ebenso wie jeder die Wahl hat, an einen Gott zu glauben oder Atheist zu sein, kann man an langfristiges Investieren glauben oder an kurzfristiges Traden. Jeder von beiden, der Trader und der Langfrist-Investor, wird behaupten, er sei im Besitz der einzigen Wahrheit. Ich habe mich entschlossen, an „buy and hold“ zu glauben. Ein Blick auf Langfrist-Charts von guten Unternehmen ist dabei hilfreich. Ich habe mir schon überlegt, ein paar solcher Charts auszudrucken und an die Wand zu kleben, zur ständigen Erinnerung. Dass „kaufen und halten“ nicht mit „kaufen und sich schlafen legen“ gleichzusetzen ist, versteht sich von selbst.

PS: Meine neue Einstellung, auf kurzfristige Gewinnmitnahmen zu verzichten, wurde natürlich prompt bestraft: die Aktie, die in meinem Portfolio am meisten gestiegen war, steht inzwischen sogar leicht im Minus. Richtig, es handelt sich um Apple. Allerdings kann ich die Argumentation gut nachvollziehen, dass der Kurssturz von Apple hauptsächlich eine Folge der sogenannten Fiskalklippe ist: US-Investoren, die ihre Gewinne noch dieses Jahr realisieren, zahlen nur 15 Prozent Steuern darauf – nächstes Jahr müssten sie bis zu 40 Prozent zahlen.    

Samstag, 8. Dezember 2012

Von Zündhölzern, Marsmenschen und Untergangs-Aposteln

Den Herrn Spinnbauer werden einige vielleicht kennen. Spinnbauer, stimmt doch, oder hat sich da ein Tippfehler eingeschlichen? Egal, diesen selbsternannten Krisen-Experten, der vermutlich zu viel Bodo Schäfer gelesen hat, kann ich einfach nicht ernst nehmen, auch wenn ein voller Vorratskeller ja völlig in Ordnung ist. Aber jetzt auch noch der Journalist Manfred Gburek... Ich bin durch die Wirtschaftswoche auf ihn gestossen, er hat dort die Rubrik Gbureks Geld-Geklimper.

Dass Gburek ein unverbesserlicher Goldbug ist, ist ja in Ordnung. Wenn immer mehr Geld gedruckt wird, scheint es nur logisch, dass Gold immer teurer wird. Gold kann eben nicht gedruckt werden. Ob die Goldbugs recht haben, steht auf einem anderen Blatt. Aber dass Gburek auf seiner eigenen Website gburek.eu jetzt ins Lager der „Krisenvorsorger“ wechselt und den Leuten rät, sich mit allen möglichen Vorräten einzudecken, von Wasser über Medikamente, haltbare Lebensmittel, Campingkocher bis zu Streichhölzern und Kerzen für den Stromausfall... Mit solchen Ratschlägen begibt er sich auf das Niveau von Herrn Spinnbauer. Ach ja, vergesst nicht zusätzliche Türschlösser und Alarmanlagen gegen die von Gburek erwartete „Gewalt von außen“.

Überhaupt versteh ich nicht ganz, warum die von Gburek und Spinnbauer angemahnte Krisenvorsorge erst jetzt in Mode kommt... der ganze Kram, den die beiden empfehlen, gehört doch zur Standard-Vorbereitung auf einen Angriff der Marsmenschen im Stil von H.G. Wells „Krieg der Welten“. Sogar der Physiker Stephen Hawking hält so was für nicht völlig ausgeschlossen... :)

http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/warnung-von-astrophysiker-hawking-sprecht-bloss-nicht-mit-den-aliens-a-691115.html

Montag, 26. November 2012

Meinungen zu Barrick Gold: Max Otte versus Stephan Heibel


Je länger man sich mit der Börse beschäftigt, desto häufiger wird man feststellen, dass verschiedene Experten völlig widersprüchliche Positionen vertreten. Wenn sich schon die Experten nicht einig sind, wie soll dann ein Kleinanleger durchblicken? Als Beispiel für einen solchen Fall habe ich Barrick Gold gewählt, eine Aktie, die ich (leider) selber im Portfolio habe.

Zu den Experten, die Barrick als unterbewertet bezeichnen, gehört unter anderem Max Otte. Er schrieb am 23. Juli 2012 in seiner Kolumne auf boerse.de, Barrick sei „auf einem Niveau, bei dem jetzt der Einstieg wieder lohnt.“ Die Aktie war damals für knapp unter 28 Euro zu haben und ist seither gut 4 Prozent gefallen – im Gegensatz zum Goldpreis, der seither um gut 10 Prozent gestiegen ist. Bereits am 29. August 2011 hatte Otte die Barrick-Aktie auf boerse.de als sehr aussichtsreich eingestuft. Otte wörtlich: „Barrick Gold hat zum Beispiel meines Erachtens ein Potential von 70 bis 100 Prozent.“ Damals kostete die Aktie rund 35 Euro... Bisher haben sich Ottes Erwartungen bezüglich Barrick Gold also nicht erfüllt.

Nun zu einem anderen Experten, den ich für ebenso seriös halte wie Herrn Otte. Stephan Heibel, Herausgeber des Börsenbriefs „Heibel-Ticker“, schrieb jüngst über Barrick, die Entwicklung des Aktienkurses dieser Firma habe „herzlich wenig“ mit der Entwicklung des Goldpreises zu tun. Der Kurs von Barrick hänge an „Lohnverhandlungen mit Gewerkschaften, an Umwelteinflüssen, die der Produktion oft einen Strich durch die Rechnung machen, und an politischen Ereignissen“, die zu Neuverhandlungen und sogar Enteignungen führen könnten. Wer will, kann es hier nachlesen:http://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/861?start=0

Wer auf einen steigenden Goldpreis setzt, so Heibel, solle lieber Münzen kaufen oder Xetra-Gold. Ich selbst bin bei Barrick zu einem Durchschnittspreis von 33,88 eingestiegen – bis jetzt bestätigt meine negative Erfahrung die pessimistische Einschätzung von Stephan Heibel, der ganz allgemein meint, Privatanleger sollten von Goldminenaktien die Finger weglassen. Schaun wir mal, wie´s in einem Jahr aussieht.




BARRICK GOLD OnVista Chart
OnVista – mehr Informationen zur Aktie BARRICK GOLD

Sonntag, 11. November 2012

Der tägliche Blick ins Portfolio: keine gute Idee für Langfristanleger


Vor Jahren habe ich im Internet Fernschach gespielt, mit Zeitlimits von 3 bis 7 Tagen pro Zug. Anfangs waren es nur zwei Partien gleichzeitig, dann drei, dann vier... bis irgendwann 30 Partien zusammengekommen waren. Ist doch nicht viel, dachte ich, denn es gibt Leute, die bis zu 100 Partien gleichzeitig spielen. Die Konsequenz meiner Fernschachsucht : Ich schaute fast stündlich nach, ob einer meiner Gegner einen Zug gemacht hatte.

Das Fernschach habe ich längst aufgegeben, doch die ständige Verfügbarkeit des Internets hat mich zu einem neuen Laster verführt: dem täglichen Kontrollieren meines Portfolios. Meistens schaue ich sogar mehrmals täglich rein: Wenn der deutsche Markt aufmacht, wenn Wall Street aufmacht, wenn der deutsche Markt schliesst. Die paar Minuten Zeitverschwendung kann ich mir doch leisten, oder?

Ja, die Zeitverschwendung könnte ich mir leisten. Das wirkliche Problem sind die Auswirkungen der täglichen Kursbeobachtung auf meine Anleger-Psyche. Wer jeden Tag sieht, wie die Gewinne vom Vortag verschwinden und wie irgendeine Aktie innerhalb eines Tages 5 Prozent Gewinn macht (und diese 5 Prozent mit den aktuellen Festgeld-Zinsen vergleicht), der entwickelt zwangsläufig eine Trader-Mentalität. Zudem überwiegen beim täglichen Betrachten der Entwicklung des eigenen Portfolios negative Gefühle: Gewinne werden als selbstverständlich oder verdient betrachtet, während Verluste als völlig ungerecht empfunden werden. Es soll sogar psychologische Studien geben, die belegen, dass der Ärger über einen Verlust stets grösser ist als die Freude über einen Gewinn (wenn es sich um denselben Betrag handelt). Auf mich trifft das jedenfalls zu.

Ich hatte im Blog bereits mehrmals angedeutet, dass ich zu dem Ergebnis gekommen bin, dass nur langfristiges Halten von Aktien zum Erfolg führt. Dazu braucht man aber die richtige Einstellung – und die tägliche Beobachtung der Aktienkurse untergräbt diese Einstellung. Regelmässig sieht man, wie im eigenen Portfolio bei irgendeiner Aktie Gewinne von 200 Euro plötzlich zu 200 Euro Verlust werden. Irgendwann hält man es nicht mehr aus: so, sagt man sich, jetzt nehme ich den Gewinn mit, und in ein paar Wochen oder Monaten kaufe ich die Aktie zu meinem alten Einstiegspreis zurück. Manchmal hat man Glück (was einen in seiner Trader-Mentalität bestärkt) –aber meistens dürfte man damit falsch liegen.  

Daher habe ich mir vorgenommen, mein Portfolio nur noch einmal pro Woche zu checken. Um besonders heftige Kursbewegungen trotzdem nicht zu verpassen, habe ich mir bei onvista.de Signale eingerichtet – falls eine Aktie mehr als 10 Prozent fällt oder steigt, werde ich per E-mail automatisch benachrichtigt.

So weit die guten Vorsätze... jetzt wird sich zeigen, wie´s in der Praxis klappt.

Dienstag, 30. Oktober 2012

Meine Allianz-Aktie


Nein, der Titel ist kein Tippfehler. Ich besitze eine (genau, eine einzige!) Aktie der Allianz. Wie konnte es dazu kommen? Ich hatte im Sommer 2011 eine kleine Allianz-Position aufgebaut, Einstiegspreis: 64,28 Euro. Es war eine ziemlich turbulente Börsenphase, und als die Allianz 12 Prozent gestiegen war, dachte ich: nix wie raus, die fällt doch eh wieder. Auch wenn man manchmal Glück hat: mit solchen Prognosen liegt man meistens falsch. Aus irgendeinem verrückten Grund beschloss ich, genau eine Aktie zu behalten. Vielleicht sollte sie mich daran erinnern, erneut in die Allianz einzusteigen, wenn sie wieder für 64 Euro zu haben wäre. Oder kann es sein, dass die Allianz damals unter ihren Aktionären Eintrittskarten zu einem Bayern-Spiel verloste, und ich dank meiner Aktie an der Verlosung teilnahm? Egal warum, ich behielt eine Aktie.  

Heute gehört diese Aktie mit 49 Prozent Gewinn zu den Stars meines Portfolios. 49 Prozent Gewinn! Wenn das kein Outperformer ist! In absoluten Zahlen sind´s in meinem Fall leider nur 31,50 Euro. Die Aktie zu verkaufen, wäre noch schwachsinniger, als sie zu behalten, denn ich hätte mindestens 8 Euro Handelskosten... Also behalte ich sie und hoffe, dass sie mir jährlich 4 Euro Dividende bringt, dass die Dividende steigt und vor allem: dass sie mich stets daran erinnert, dass man den Markt nicht timen kann und Aktien wirklich länger als zwei Monate halten sollte, wenn man damit Geld verdienen will.

Sonntag, 21. Oktober 2012

Nachtrag: das "Otte-Portfolio" als Screenshot

Bloggerkollege Rico hat mich zu Recht darauf hingewiesen, dass ein Screenshot meines "Otte-Portfolios" interessant wäre.

Hier also das Bild. Es handelt sich um den mit Photoshop zusammengekleisterten Screenshot eines Musterportfolios bei onvista.de - meiner Ansicht nach der beste Ort, um ein Musterportfolio zusammenzustellen. Ich kenne kein anderes mit so vielen verschiedenen Funktionen. Ich werde das Bild demnächst auch in den Originalpost einbauen.

PS: Mit der Lesbarkeit des Screenshots bin ich nicht so zufrieden, daher würde ich mich natürlich über technische Tipps freuen.




Freitag, 19. Oktober 2012

Max Otte auf boerse.de: Zwischenbilanz der Performance seiner Aktientipps


Im Mai hatte ich angekündigt, mir die Entwicklung von Max Ottes Aktientipps auf boerse.de anschauen zu wollen (http://meineaktien.blogspot.com/2012/05/max-otte-auf-boersede-wie-gut-sind.html).

Also habe ich auf onvista.de ein virtuelles Depot eröffnet und jedes mal zugegriffen, wenn Otte eine Aktie – mit welchen Worten auch immer – als möglichen Kauf erscheinen liess. Wenn er sagte, eine Aktie sei bereits „fair bewertet“, habe ich sie nicht aufgenommen. 

Mein Test-System hält weder wissenschaftlichen Kriterien stand noch kritischen Kommentaren von Blog-Lesern – es ist nur eine Spielerei.

Aber das Zwischen-Ergebnis hat mich durchaus beeindruckt: von 20 Otte-Aktien, die ich in mein virtuelles Portfolio aufgenommen habe, stehen nur 5 im Minus, seit sie auf boerse.de erwähnt wurden. Besonders gut abgeschnitten haben seine italienischen Werte Italcementi (18 Prozent), Enel (25 Prozent), Eni (15 Prozent), Italmobiliare (zweimal erwähnt, einmal 25 Prozent, einmal 9 Prozent), Mediaset (zweimal erwähnt, 14 Prozent und 19 Prozent) und CIR (13 Prozent).

Seine bisher am schlechtesten gelaufene Empfehlung ist France Telecom (minus 14 Prozent).

Zwischen-Fazit:
Ich bin durchaus beeindruckt von Ottes Ergebnis und werde weiterhin Buch führen. Unter uns gesagt: Mein eigenes, reales Portfolio sieht viel schlechter aus als mein virtuelles Otte-Portfolio... Schluchz!

Samstag, 6. Oktober 2012

Stop-Loss-Order? Nein, danke!


Es ist prinzipiell eine gute Idee, Verluste zu begrenzen. Man stelle sich nur einen Anleger vor, der Solarworld auf dem Höhepunkt des Solar-Hypes zu 40 Euro gekauft hat und aufgrund einer Stop-Loss-Order bei 30 Euro ausgestiegen ist. Zu einer solchen Verlustbegrenzung kann man nur gratulieren: dieAktie notiert inzwischen ja unter 2 Euro.

Allerdings halte ich es für keine gute Idee, mit automatischen Stop-Loss-Orders zu arbeiten. Stattdessen sollte man sich einen Ausstiegskurs notieren und bei Erreichen mit einer normalen Verkaufsorder arbeiten.

Meine Gründe? Zum einen traue ich dem elektronischen Börsenhandel nicht über den Weg: Stichwort Flash-Crash. Da kann es leicht vorkommen, dass eine Aktie den Stop-Loss-Kurs erreicht, verkauft wird – und wenig später wieder steigt. Selbst ohne Flash-Crash ist es geradezu „unheimlich“, wie Aktien wieder nach oben schiessen, sobald durch Stop-Loss ein Verkauf ausgelöst wurde – findet jedenfalls der Fondsmanager Peter Lynch in seinem Buch „One up on Wall Street“ (auf Deutsch erschienen als „Der Börse einen Schritt voraus“).

Fazit: Lieber nicht mit automatischem Stop-Loss arbeiten. Und gelegentlich soll es ja vorkommen, dass ein um 20 Prozent gesunkener Kurs eine tolle Nachkauf-Chance darstellt... 

Samstag, 29. September 2012

Eine Öl-Aktie muss raus: ConocoPhillips versus Chevron


Mein Portfolio enthält sehr viele Einzelwerte (mehr als 30). Das liegt auch daran,  dass ich dazu geneigt habe, mehrere Aktien aus dem gleichen Sektor zu kaufen – so nach dem Motto: wenn ich mich nicht zwischen BMW und Daimler entscheiden kann, kauf ich halt beide. Heute finde ich es übertrieben, innerhalb eines Sektors diversifizieren zu wollen – üblicherweise korrelieren die Aktien ziemlich stark. Wer nicht auf Einzelwerte setzen will, kann ja mit ETFs auf Sektoren setzen.

Derzeit enthält mein Portfolio kleine Positionen in Chevron und ConocoPhillips. Da ich sowieso zu viele US-Aktien im Depot habe, möchte ich mich von einer der Aktien trennen. Also vergleiche ich verschiedene Kennziffern. Die Zahlen habe ich vom Motley Fool, meiner liebsten Informationsquelle für US-Aktien.

ConocoPhillips                  Chevron
KGV                                      6,48                                      8,73
Dividendenrendite             4,6                                        3,1
Ausschüttungsquote          31 %                                     25 %
Verschuldungsgrad           0,5                                         0,08
Gross Margin                      21,60                                     30,70
EBIT Margin                      13,10                                      23,90


Vom KGV und der Dividendenrendite her würde ich ConocoPhillips den Vorzug geben. Mich beeindrucken aber die niedrigen Schulden sowie die guten Margen von Chevron. Daher werde ich Conoco verkaufen.

Da Murphy´s Law auch an der Börse zu gelten scheint, muss ich davon ausgehen, dass die verkaufte Aktie in den nächsten Monaten besser abschneiden wird als die Aktie, die ich halte. Egal. Ich halte es für unsinnig, zwei Ölaktien zu halten und will das Geld aus dem Verkauf in einen anderen Sektor investieren (und in ein europäisches Unternehmen).

Und ich will meine Entscheidung begründen können, am besten mit messbaren Kriterien wie den oben genannten Kennzahlen. Wer einigermassen vernünftige Kriterien hat und sich strikt daran hält, dürfte bessere Ergebnisse erzielen als andere Investoren, die ihre Entscheidungen nur aus dem Bauch heraus treffen. Auch wenn die eine oder andere "objektive" Entscheidung sich dann im Nachhinein als falsch herausstellt.


PS: Vor Monaten hatte ich in einem ähnlichen Post erklärt, warum ich GlaxoSmithKline durch AstraZeneca ersetzt habe: http://meineaktien.blogspot.com/2012/01/dividenden-schulden-und.html

Auch hier galt Murphy´s Law: Glaxo stieg, AstraZeneca brach zwischendurch sogar kräftig ein - leider habe ich die Nachkaufgelegenheit nicht genutzt, denn danach ging es wieder aufwärts.

Sonntag, 23. September 2012

Geduldig bis in den Tod

Ich muss ihn einfach zitieren, diesen Satz:

"Wer im Jahr 1926 Geld an den globalen Börsen anlegte und geduldig blieb, erzielte bis Ende 2011 inklusive Dividenden eine jährliche Rendite von 9,8 Prozent." Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: "Wer im Jahr 1926 (...) anlegte" und bis Ende 2011 geduldig blieb!

Ich weiss ja, die Lebenserwartung steigt. Wenn wir aber grosszügig annehmen, dass die betreffende Person im Jahre 1926 mindestens 15 war, wäre sie heute über 100 Jahre alt!

Viel witziger als meine Zeilen sind die Zeichnungen von Oliver Schuck ("Horst auf dem schnellen Weg zum Reichtum"), der die oben zitierte Statistik in fünf Bildern umgesetzt hat (nochmals danke für den Link, MB!):

http://www.graumarktinfo.de/gm/grauestars/hoerensehen/comic/:Comic--Horst-auf-dem-Weg-zum-Reichtum-%28Folge-238%29/641764.html


Quelle des Zitats:

http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:ihr-vermoegen-abkassieren-mit-dividenden/70093254.html

Dienstag, 11. September 2012

Performance-Check mit Excel: das Dokument zum Download

Vor einiger Zeit habe ich erklärt, wie ich mit Hilfe eines Excel-Dokuments die Performance meines Portfolios verfolgen will (http://meineaktien.blogspot.com/2012/06/besser-als-die-benchmark-performance.html).

 Die Datei dürfte mein System besser erklären als Worte.

In der linken Spalte steht die Cash-Position. Das Portfolio startet mit hypothetischen 10.000 Euro in Cash und 30.000 in Aktien. Die Summe der Aktien sollte man ja seinem Online-Broker entnehmen können. Mein  Dokument soll es erlauben, die Gesamtperformance eines Portfolios auf möglichst schnelle und einfache Weise zu bestimmen, daher enthält es keine einzelnen Aktienpositionen.

Aktienkäufe und –Verkäufe werden unter Cash aufgelistet: Käufe mit einem minus davor, damit das Geld abgezogen wird; Verkäufe und Dividenden werden addiert. Ich halte es für sinnvoll, über die Dividenden auf einem separaten Excel-Dokument Buch zu führen und dann alle 3 oder 6 Monate die Summe der Dividenden zum Cash zu addieren. Und: je mehr man tradet, desto unübersichtlicher wird natürlich das Excel-Dokument. Nach einem bestimmten Zeitraum, zum Beispiel einem Jahr, klebt man einfach den Gesamtwert seiner Aktien ins Excel-Dokument, das automatisch die Summe aus Cash und Aktien berechnet. Diese Summe wird dann mit dem Wert verglichen, den das Portfolio vor einem Jahr hatte – und dann kann man die prozentuale Veränderung ausrechnen. Kritik ist wie immer willkommen, denn mein System kann sicher verbessert werden.

Freitag, 24. August 2012

Mit Silver Wheaton auf Silber wetten


Es gibt Leute, die Investments in Aktien grundsätzlich als Spekulation betrachten: der Käufer hoffe ja stets auf steigende Preise, die er niemals vorhersehen könne. Ich halte diese Sichtweise für einseitig. So halte ich zum Beispiel Nestlé und McDonalds, Aktien, die ich auf keinen Fall verkaufen möchte, nicht jetzt und nicht in 30 Jahren. Anderseits beschäftigt mich derzeit eine Aktie, die auch ich als pure Spekulation betrachte, obwohl es sich um ein solides, gut geführtes Unternehmen handelt: Silver Wheaton. Deren Kurs hängt nun mal vom Silberpreis ab, und ich habe darauf gewettet, dass er steigt. 

Bis jetzt läuft die Wette gut, ich stehe mit 30 Prozent bzw. über 400 Euro im Plus. (Ich berichte im Blog so oft über meine Fehler, da will ich mal ein bisschen angeben!) Jetzt hänge ich jeden Tag wie ein Süchtiger am Bildschirm und frage mich, wann ich verkaufen soll. Jetzt schon? Bei 500 Euro Gewinn?  Bei 600? Es ist bereits das zweite Mal, dass ich Silver Wheaton im Portfolio habe – das erste Mal habe ich mit Ach und Krach 50 Euro Gewinn realisiert, bevor der Silberpreis in den Keller rauschte – dabei war ich überhaupt nicht zu Höchstpreisen eingestiegen.

Bei den meisten Aktien, davon bin ich jetzt überzeugt, ist Kaufen und Halten ist die beste Strategie. Bei Rohstoffaktien, vor allem bei Gold- und Silberminenwerten, sehe ich das jedoch anders: hier müssen Gewinne realisiert werden. Die Frage ist nur, wann. Ganz ehrlich: mit Silver Wheaton fühle ich mich wie im Spielkasino – nur besser. Jedenfalls bis jetzt. Denn bei meinem einzigen Besuch am Roulette-Tisch habe ich fast 30 Mark verloren und war danach so enttäuscht, dass ich es nie wieder versucht habe.    

SILVER WHEATON CORP. OnVista Chart
OnVista – mehr Informationen zur Aktie SILVER WHEATON CORP.

Montag, 20. August 2012

"Hin und her macht Kassen leer" 2: Kleine Liste meiner Mini-Gewinne


In meinem jüngsten Post habe ich mich für Trades kritisiert, bei denen ich bereits nach wenigen Monaten Mini-Gewinne realisiert habe – aus Angst, diese sofort wieder zu verlieren, denn ich hatte die Schnauze voll vom ständigen Auf und Ab der Kurse.  
Um etwas mehr zu verraten, hier eine Liste verschiedener von mir realisierter Mini-Gewinne (Zahlen in Euro). Die Grösse der jeweiligen Positionen schwankte zwischen 500 und 1200 Euro.
85,19
Petrobras
61,02
Silver Wheaton
66,83
Teradata
20,19
Banco Santander
49,2
LPKFLaser
67,1
Tibco
109,95
Almirall
Von den genannten Unternehmen halte ich derzeit nur Silver Wheaton – es gelang mir, die Aktie billiger zurückzukaufen.
Wie im letzten Post gesagt: ich halte es inzwischen für unsinnig, derart geringe Gewinne zu realisieren – es sei denn, es gibt gute Gründe, sich von einer Aktie zu trennen. Dies mag z.B. bei Banco Santander der Fall gewesen sein. Es handelt sich übrigens um Netto-Gewinne, Handelskosten und Steuern sind bereits abgezogen.
Von nun an habe ich mir vorgenommen, Aktien grundsätzlich mindestens ein Jahr zu halten. Ausserdem scheint es sinnvoll, die Zahl von 500-Euro-Positionen gering zu halten. Lieber zwei Positionen zu 1000 Euro als 4 Positionen zu 500 – das spart schon mal 50 Prozent an Handelskosten.

Freitag, 17. August 2012

Hin und her macht Kassen leer


Zugegeben: über Handelskosten habe ich mir lange Zeit keine Gedanken gemacht. Man kauft Aktien und verkauft sie später (wenn alles klappt) zu einem höheren Preis. Man macht ja einen Gewinn, da jucken doch die paar Euro Handelskosten nicht, oder?

Nun sind die Handelskosten gar nicht so niedrig, sondern betragen oft um die zehn Euro.  Wer nicht will, dass seine Handelskosten mehr als 1 Prozent betragen, muss also mindestens tausend Euro investieren. Ab und zu investiere ich jedoch in Aktien, die ich als besonders riskant betrachte – dann begnüge ich mich mit einem Kauf von 500 Euro, und schon betragen die Handelskosten 2 Prozent.

Obendrein habe ich bis vor kurzem dazu geneigt, öfter mal schnell Gewinne mitzunehmen (http://meineaktien.blogspot.com/2011/12/vom-anleger-zum-trader.html), nach dem Motto „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“. Neulich habe ich die Aktienkäufe und –Verkäufe gezählt, die ich im ersten Halbjahr 2012 getätigt habe... es waren mehr als 70. Die entstandenen Handelskosten betrugen also um die 700 Euro. Mit diesen Trades habe ich teilweise Gewinne realisiert, die kaum höher als 100 Euro waren – die Handelskosten entsprechen also 20 Prozent des Gewinns! Wenn ich nicht unbedingt aus einer Aktie raus will, werde ich in Zukunft auf solche Verkäufe verzichten, auch wenn manche Freunde mir sagen: ist doch nicht schlecht, wer schenkt dir schon 75 Euro (denn auf die 100 Euro wird ja Abgeltungssteuer erhoben). Auch wenn ich selbst gedacht habe: super, 10 Prozent auf 1000 Euro in zwei Monaten, das gibt´s doch nirgends.

Sind 700 Euro Handelskosten im Halbjahr viel oder wenig? Wer ein 70.000-Euro-Portfolio hat, könnte sagen: naja, 1 Prozent, das geht doch. Bei einem 7000-Euro-Portfolio jedoch müsste man sich an den Kopf langen, denn dessen Besitzer hätte 10 Prozent auf Handelsgebühren verschwendet, wenn er so viel getradet hätte wie ich.

Viele der Aktien, die ich aus verschiedenen Gründen verkauft habe, sind inzwischen stark gestiegen. Nur bei ein, zwei Dauer-Losern wie Sony bin ich glücklich, dass ich umgeschichtet habe. Fazit: Wer als Kleinanleger mit Aktien Erfolg haben will, sollte nach wie vor auf „Kaufen und Halten“ setzen. Das soll nicht heissen, dass man jede Aktie drei Jahre oder noch länger halten muss. Aber wer – wie ich im ersten Halbjahr 2012 – oft nach ein paar Monaten verkauft, wird meistens feststellen, dass er seine Aktien besser gehalten hätte. 

Freitag, 10. August 2012

Kiyosaki: „Sparer sind Verlierer“

Wenn jemand 100.000 Euro erbt und davon nach 14 Jahren, einem neuen Auto, einer neuen Küche und anderen Anschaffungen nur noch 20.000 Euro übrig sind, kommen mir bestimmte Aussagen des Buchautors Robert Kiyosaki in den Sinn.

Nach Kiyosaki zeigt besagter Erbe ein typisches Mittelklasse-Verhalten. Ein Angehöriger der Unterschicht hätte das Geld verkonsumiert – auf einer Weltreise zum Beispiel. Dann wären von den 100.000 Euro nur noch Erinnerungen übrig. Ein Angehöriger der Mittelklasse hätte für das Geld Dinge erworben, die er für „Investitionen“ hält (man „investiert“ in ein neues Auto oder eine schönere Einrichtung), die aber in Wirklichkeit nur Geld kosten. Reiche Leute hingegen hätten „Assets“ gekauft, die weiteres Einkommen schaffen. Für 100.000 Euro hätte man z.B. eine kleine Wohnung kaufen und dann vermieten können. Oder man hätte zumindest 30.000 Euro in dividendenstarke Aktien stecken können.

Eigentlich hat Kiyosaki in einem Aktienblog wenig verloren, denn der US-Amerikaner ist absoluter Immobilienfan. Aktien (Ausnahme: Dividendentitel) sind für ihn pure Spekulation. Wenn man seine Bücher liest, kommt er einem manchmal vor wie ein Angeber, und ich werde mich von ihm gewiss nicht dazu verführen lassen, mit 10 Prozent Eigenkapital eine Immobilie zu kaufen (selbst wenn ich´s wollte, so viel Kredit bekäme ich nie im Leben). Wenn man jedoch über die Selbstgefälligkeit Kiyosakis hinwegsieht, so hat er doch verschiedene Dinge zu sagen, die für jeden wichtig sind, der finanziell auf einen grünen Zweig kommen will.

Ein Schlüsselsatz, den ich nie vergessen werde, lautet: „Savers are losers“. Sparer sind Verlierer.

Natürlich meint er mit Sparer nicht Leute, die auf intelligente Weise Ausgaben reduzieren, sondern Leute, die ihr Erspartes auf dem Sparbuch oder als niedrig verzinstes Festgeld verrotten lassen. Er bezieht sich also keineswegs auf „erfolgreiche Sparer“ im Sinne des Bloggerkollegen Rico: http://www.erfolgreich-sparen.com/. Der Hauptgrund für mein Interesse an Aktien ist der, dass ich kein Verlierer sein will. Dafür bin ich auch bereit, das oft irrationale Auf und Ab der Aktienkurse zu ertragen.

Montag, 6. August 2012

Freudlose Telefonica


Kaum aus dem Urlaub zurück, musste ich lesen, dass die spanische Telefonica ihre Dividende gestrichen hat, wenn auch nur (angeblich) für ein Jahr. Toll. Jetzt sitze ich auf Kursverlusten und bekomme nicht mal eine Dividende. Andererseits konnte man das ja kommen sehen – jeder Finanzwebsite war zu entnehmen, auf was für einem Schuldenberg der ehemalige sogenannte europäische „Branchenprimus“ sitzt. Ich war sogar kurz davor, meine Position durch Puts zu hedgen, als die Telefonica-Aktie noch 12 Euro kostete. Leider habe ich darauf verzichtet, denn bei Optionen kommt es immer anders als man denkt...

Immerhin: Telefonica kürzt nicht nur bei den Aktionären, sondern auch bei den Managern, die laut der spanischen Wirtschaftszeitung Expansión 30 Prozent weniger Geld bekommen. Klingt gar nicht so schlecht. Ich werde die Aktie halten, aber keinesfalls nachkaufen. Max Otte schrieb jüngst auf boerse.de, dass die Aktie langfristig „auf jeden Fall 17 bis 18 Euro“ wert sein sollte. Hoffen wir mal, dass er recht hat.

Sonntag, 22. Juli 2012

Warten auf die Einstiegs-Chance

Hinweis: diesen Post habe ich am 18.12.2012 nachträglich in die Rubrik "Denkfehler" gestellt: der Verkauf zur Cash-Generierung hat sich als unnötig erwiesen und widerspricht meinem wiedergefundenen Glauben an "buy and hold". 


Im Gegensatz zu anderen Autoren verzichte ich meistens darauf, meine Aktienkäufe und -Verkäufe im Blog bekanntzugeben. Anfang Juni hatte ich jedoch erwähnt, dass ich zur Cash-Generierung drei wichtige Positionen mit geringem Gewinn aufgelöst habe.


Es handelte sich um Microsoft, Johnson und Johnson und die Münchner Rückversicherung. Schon im damaligen Post hatte ich geschrieben, dass man den Markt nicht "timen" kann. Deswegen wundert oder ärgert es mich nicht, dass alle drei verkauften Titel gestiegen sind, seit ich verkauft habe. 

Wie gesagt, ich ärgere mich nicht. Nur den Verkauf von Johnson und Johnson bereue ich etwas. Microsoft? Sicher, die Firma hat gute Fundamentaldaten, aber sie setzen immer wieder mal ein paar Milliarden Dollar in den Sand, und im Tablet-Markt spielt Microsoft bisher keine Rolle. Münchner Rückversicherung? Ein sehr gutes Unternehmen, aber die niedrigen Zinsen sind nicht nur für Kleinsparer schlecht, sondern auch für Konzerne, die in "sichere" Anlagen investieren müssen. 

Das Geld aus den drei Verkäufen liegt auf dem Tagesgeldkonto und wartet auf eine Einstiegs-Chance... nach dem Sommerurlaub. Gut möglich, dass mein Blog bis Mitte August ebenfalls in die Sommerpause geht.  

Freitag, 13. Juli 2012

Wann soll man Aktien nachkaufen?


Wer sich mit Aktien beschäftigt, entdeckt früher oder später, dass er Positionen schrittweise aufbauen sollte. Wenn ich also 3000 Euro in BMW investieren will, ist es oft klug, die Aktien nicht auf einen Schlag zu kaufen, sondern in zwei oder drei Schritten.

Nach langem Nachdenken habe ich meine (vorläufige) persönliche Formel entdeckt:

1)      Ich kaufe in drei Schritten

2)      Zwischen zwei Käufen sollten mindestens drei Monate vergehen. Dann hat das Unternehmen seit dem letzten Kauf wahrscheinlich einen neuen Quartalsbericht herausgebracht, der womöglich den Kurs beeinflusst.

3)      Den zweiten Kauf tätige ich unabhängig davon, ob der Kurs gestiegen oder gefallen ist. Sollte der Chart jedoch dauerhaft nach unten gehen, verzichte ich auf einen Kauf. Siehe dazu auch den Post "Fallende Messer": http://meineaktien.blogspot.com/2012/04/fallende-messer.html

4)      Der dritte Kauf erfolgt nur dann, wenn die Aktie gestiegen ist... Bleibt nur die Frage: gestiegen im Vergleich zu was? Im Vergleich zum erstem Kauf, zum zweiten Kauf oder zum Durchschnitt? Ich denke, ich begnüge mich damit, dass sie im Vergleich zum zweiten Kauf gestiegen ist. Vielleicht könnte man noch einen Prozentsatz festlegen, z.B., dass die Aktie 10 Prozent gestiegen sein muss.

Es wäre interessant zu wissen, wie andere Anleger das Thema handhaben.  Auf Motley Fool (fool.com) hat jemand mal geschrieben, er kaufe die zweite Position erst, wenn die Aktie 40 Prozent gestiegen sei. Wenn er erneut 40 Prozent im Plus steht, kauft er die dritte Position. Er sagt, es funktioniere gut. Ich nehme mal an, er investiert in Growth-Aktien mit kleiner bis mittlerer Markt-kapitalisierung. Das System scheint mir interessant, und den Prozentsatz kann man ja individuell anpassen. Müssen ja nicht 40 Prozent sein.     

  

Sonntag, 8. Juli 2012

Ist „buy and hold“ tot?

Wer Interviews mit Fondsmanagern und anderen Experten verfolgt, liest immer wieder, kaufen und halten („buy and hold“) sei tot. Als Beweis wird z. B. der Dax angeführt, der absolut gar nichts auf die Beine gebracht hat, seit er vor Jahren Höchsstände markierte. Wer damals bei über 8000 Punkten gekauft und bis heute gehalten hat, guckt ganz schön in die Röhre. Insofern klingt es einleuchtend, dass „buy and hold“ gestorben ist.

 Ich hatte angefangen, das zu glauben. Man hat ja selber solche Erfahrungen gemacht. Fast jeder hat doch einen Dax-ETF im Depot. Daher hatte ich angefangen, bei meinen Einzelaktien häufig Gewinne mitzunehmen. Ich hielt eine Aktie ein paar Monate, sie stieg 10 bis 20 Prozent, ich verkaufte. Denn „buy and hold“ ist ja tot. Besser der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. In absoluten Beträgen gesprochen bewegten sich die meisten Gewinne... ähem, das ist schon fast peinlich... zwischen 100 und 200 Euro minus Abgeltungssteuer.

Über manche meiner schnellen Gewinnmitnahmen bin ich trotzdem glücklich. Beispiel: Alcoa, der Aluminium-Konzern. Ich hatte Dusel und stieg nach einem halben Jahr mit 18 Prozent Gewinn aus – hätte ich die Aktie gehalten, stände ich tief in den roten Zahlen. Doch viele andere Werte, die ich nach kurzer Zeit mit minimalem Gewinn verkaufte, haben nach wie vor Kursphantasie, darunter die amerikanische Softwarefirma Tibco. Solche Aktien sollte man wirklich laufen lassen und schauen, was in drei bis fünf Jahren herauskommt.

„Buy and hold“ lebt also, daran habe ich inzwischen keinen Zweifel mehr. Allerdings muss man die richtigen Aktien halten. Das Problem ist nur: Wie findet man die? Wie weiss man, dass eine Aktie die richtige ist? Wenn ich die Antwort hätte, würde ich vermutlich nicht diesen Blog schreiben. Dass es solche Aktien in der Vergangenheit gegeben hat, zeigen jedoch viele 10-Jahres-Charts. So zählte z. B. Fielmann zu den richtigen Aktien. Ob Fielmann heute noch richtig ist – keine Ahnung. Aber wer ständig verkauft, wenn er bei einer Tausend-Euro-Investition mal 10 oder 20 Prozent Gewinn macht, der wird den nächsten Höhenflug a la Fielmann mit Sicherheit verpassen. Inzwischen tendiere ich sogar dazu, nachzukaufen, wenn eine Aktie steigt.
FIELMANN OnVista Chart
OnVista – mehr Informationen zur Aktie FIELMANN

Samstag, 30. Juni 2012

Besser als die Benchmark? Performance-Check mit Excel


Wie gut ist mein Portfolio eigentlich im Vergleich mit dem Dax? Zwar trage ich Dividenden sowie realisierte Kursgewinne und –verluste in eine Excel-Tabelle ein, aber diese Zahlen sagen nichts über die Entwicklung meines Portfolios.
Jetzt habe ich, so scheint es zumindest, die Lösung gefunden: eine weitere Excel-Tabelle. In einem Kästchen steht der Gesamtwert meiner Aktien, daneben die Summe des Tagesgeldes, das ich für weitere Investitionen bereithalte, und daneben die Summe von Aktien plus Tagesgeld. Letzteres ist sozusagen der Gesamtwert des Portfolios. Ein weiteres Kästchen liefert den Quotienten aus Tagesgeld dividiert durch Gesamtwert, also meine Cashquote. Derzeit beträgt sie 30 Prozent. Dem Freudensprung, den die Börse am Freitag gemacht hat, traue ich nicht so recht über den Weg.

Meine rudimentären Excel-Kenntnisse beschränken sich auf die Grundrechenarten. Dies erlaubt mir folgende Vorgehensweise: Wenn ich Aktien verkaufe oder kaufe, trage ich die entsprechende Summe in ein Kästchen unterhalb des Tagesgelds ein. Wenn ich verkaufe, wird es zum Tagesgeld addiert, wenn ich kaufe, wird es abgezogen. Dividenden werden ebenso zum Tagesgeld addiert. Glücklicherweise braucht man den Betrag ja nur einzusetzen, und Excel erledigt das Rechnen...
Ganz rechts habe ich die Werte von Dax und S&P am Ende des letzten Juni-Handelstags notiert, um daran die Entwicklung meines Portfolios zu messen. Über die Wahl der Benchmark, des Vergleichsindexes, kann man sicher streiten – aber ich habe hauptsächlich deutsche und amerikanische Aktien. Für andere Anleger mag der Eurostoxx ein besserer Vergleich sein.  

Nun sieht man leider nicht bei jedem Online-Broker automatisch die Summe seiner Aktien. Mancher zeigt nur die Summe aller Investitionen, inklusive Anleihen, Optionen, Zertifikate, usw.; dann muss man die Summe der Aktien mühsam selber ausrechnen. In diesem Fall bietet es sich an, irgendwo im Internet ein Musterportfolio anzulegen, wo man die Summe jederzeit direkt ablesen kann – man muss sie dann nur noch in die Excel-Tabelle kopieren.

Ich habe mir vorgenommen, die Gesamt-Performance meines Portfolios alle drei Monate zu berechnen und mit dem Dax und dem S&P zu vergleichen. Der Vergleich mag hinken – ein Index hat schliesslich keine Cashquote –, aber ohne die Cash-Komponente wüsste ich nicht, wie ich die Performance eines Portfolios berechnen soll, dessen Zusammensetzung sich durch Käufe und Verkäufe ständig ändert.  

Ein aussagekräftiges Ergebnis kann man erst nach mehreren Jahren erwarten. Und wenn man bedenkt, dass um die 80 Prozent der aktiv gemanagten Fonds ihre Benchmark nicht schlagen... dann werde ich am Ende wohl feststellen, dass ich mit Indexfonds besser dran wäre. Weswegen ich nicht ausschliesse, dass ich irgendwann in der Zukunft 80 Prozent in Indexfonds investieren werde und nur noch 20 Prozent in Einzelaktien. Im Augenblick ist dieses Verhältnis eher umgekehrt.    

PS: Ich gestehe es: bereits im Januar habe ich einen ähnlichen Post geschrieben. Mein Vorsatz ist damals daran gescheitert, dass mein Onlinebroker mir nicht automatisch die Summe aller Aktieninvestments gibt. Das Addieren war dann doch zu mühsam. Inzwischen habe ich meine Investitionen in einem Musterportfolio abgebildet, so dass ich nur ein einziges Mal kopieren und kleben muss.

Samstag, 23. Juni 2012

Zum Teufel mit dem Risiko!


Was auch immer ein Sparer/Anleger derzeit mit seinem Geld macht: es ist riskant. Sparbuch, Festgeld? Negative Realzinsen! Staatsanleihen? Nur Pleite-Staaten zahlen hohe Zinsen. Gold? Überteuert, bringt keine Zinsen, kann gestohlen werden – und im schlimmsten Fall droht ein Goldverbot. Aktien? Die scheinen noch viel viel riskanter. Ein neuer Super-GAU a la Lehman Brothers, und das Portfolio ist nur noch die Hälfte wert. Aber zum Glück gibt es ja „defensive“ Aktien wie die Versorger RWE und E.on. Wie bitte? Die RWE-Aktie ist seit 2008 von über 90 Euro auf unter 30 gestürzt, und E.on war auch nicht besser? Aber...

Das oben beschriebene Szenario erklärt nicht nur den Untertitel meines Blogs, sondern auch, warum sich meine Einstellung zum sogenannten „Risiko“ geändert hat. Eine Aktie mit einem KGV von über 100 wie Amazon scheint mir inzwischen gar nicht mehr so riskant (allerdings habe ich Amazon vor ein paar Wochen verkauft und durch Ebay ersetzt, dessen KGV weit niedriger ist). Auch Firmen, die noch gar nicht profitabel sind, scheinen mir gar nicht mehr so riskant. Ein Beispiel wäre Mako Surgical, die Firma macht Roboterarme für orthopädische Chirurgie. Solche Wachstums-Aktien können nach einem schlechten Quartalsbericht über Nacht die Hälfte ihres Marktwertes verlieren oder, wenn alles gut läuft, im Lauf der Jahre den Einsatz des Aktionärs vervielfachen. Hier gilt – wenn die Firma erfolgreich ist – tatsächlich noch „buy and hold“. Bisher hatte ich solche Firmen noch nie im Portfolio („Das ist doch viel zu riskant!“), aber ich spiele mit dem Gedanken, mal 500 Euro auf so eine Aktie zu „verwetten.“ Da sich in der Vergangenheit vermeintlich sichere Aktien (wie Versorger, aber auch die spanische Telefonica) als Kapitalvernichter erwiesen haben, wer weiss... vielleicht erweisen sich hochriskante, spekulative Growth-Werte ja als Rendite-Stars.     

Samstag, 16. Juni 2012

"Deutschlands wahre Wachstumswerte" nach Börse online: eine Bilanz


Die spanische Telefonica! Silver Wheaton! Philip Morris International! Wer täglich durchs Netz surft, kann sich vor Aktientipps kaum retten. Wer zudem Zeitschriften kauft, kann wohl jede Woche unter mindestens 30 Tipps auswählen, jeden Monat unter 120, jedes Jahr unter vermutlich mehr als 6000... An mangelnden Tipps liegt mein mässiger Erfolg als Anleger ganz bestimmt nicht.

Heute bin ich über eine alte Ausgabe der Zeitschrift Börse online gestolpert. Titel: „Deutschlands wahre Wachstumswerte“ (Börse online 25/11, 16.6.–22.6.2011).  Darin stellt die Redaktion ein Ranking von 30 besonders wachstumsstarken deutschen Aktien vor.

18 davon wurden damals zum Kauf empfohlen, die anderen zum „Beobachten“. Wie haben sich diese Titel geschlagen? Hier eine Bilanz. Den aktuellen Preis habe ich ein paar Stunden nach Börsenschluss auf www.boerse-frankfurt.de herausgesucht, also Börsenplatz Frankfurt. Ich musste feststellen, dass einige Preise sich danach nochmal leicht änderten, aber das soll hier keine Rolle spielen.

Bertrandt: von 52,08 auf 54,97 Euro
Hochtief: von 58,95 auf 37,96
LPKF Laser & Electronics: von 12,48 auf 11,16
Eurokai VZ: von 25,90 auf 17,62
CTS Eventim: von 50,29 auf  2 x 26,70 = 53,40 (1:2-Split)
Sto VZ: von 115,00 auf 111
RTT Realtime Technology: von 28,96 auf 23,27
Nemetschek: von 31,32 auf 29
Fuchs Petrolub VZ: von 113,05 auf 3 x 41,08 = 123,24 (1:3-Split)
Gerry Weber: von 46,20 auf 2 x 29,43 = 58,86 (1:2-Split)
Highlight Communications: von 4,59 auf 3,26 
Gesco: von 59,70 auf  56,60
Comdirect Bank: von  8,10 auf 7,19
Software AG: von 39,34 auf 23,00
Berthold Hermle VZ: von 82,00 auf  89,20
Adidas: von 49,75 auf  57,90
SAP: von 42,22 auf 46,46
Fielmann: von 75,76 auf 70,90

Elf der achtzehn Werte sind heute billiger als zum Zeitpunkt der Empfehlung. (Hoffentlich habe ich keinen Aktiensplit übersehen!)

Die Aussagekraft meiner Erhebung? Ziemlich gering. Der Anlagehorizont sollte bei Aktien ja wohl mindestens drei Jahre betragen, und Börse online hat die genannten Werte erst vor einem Jahr empfohlen. Daher war ich auch zu faul, die prozentuale Veränderung dieses hypothetischen Portfolios auszurechnen. Aber ich finde es tröstlich, dass eine Börsenzeitschrift in über 50 Prozent der untersuchten Empfehlungen rote Zahlen schreibt... Denn in meinem eigenen Portfolio sieht es nicht viel besser aus.

Was aber sollte der Aktienfan mit der Flut von Empfehlungen machen, die Woche für Woche über ihn hereinbricht? Wer keine neuen Aktien kaufen will, ignoriert die Tipps vermutlich sowieso. Und wer an Neukäufen interessiert ist, sollte eine Formel haben, mit der er jeden Titel untersucht. Gab es Insiderkäufe? Welche Margen hat die Firma? Wie hat der Markt auf die letzten Quartalszahlen reagiert? Je nach seinem Anlagestil wird jeder Anleger andere Kriterien bevorzugen. Manche erschrecken bei einem KGV von 30 und übersehen, dass das Wachstum einer Firma eine solche Bewertung rechtfertigen kann, andere schrecken vor Schnäppchen zurück, die bei einem KGV von 6 unter Buchwert notieren, weil sie dort nur „Value-Fallen“ und „fallende Messer“ sehen.

Nur eines ist klar:  Es ist sinnlos, die Schuld an einem schlechten Investment auf die Zeitschrift zu schieben, die es empfohlen hat. Der Anleger ist immer selber Schuld. So wie ich an meinen tiefroten RWE-Aktien...  

  
 


Samstag, 9. Juni 2012

Goldminenaktien: Wette mit Hebel


Es fehlt nicht an Untergangspropheten, die nicht nur das Ende des Euros voraussagen, sondern auch das Ende des Dollars und der Währungen überhaupt. Immer wieder wird das Voltaire-Zitat bemüht: „Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück – Null.“ Nun gehöre ich nicht zu den Menschen, die an eine Hyperinflation im Weimarer Stil glauben. Aber angesichts der Geldmengenausweitung mache ich mir schon meine Gedanken. Geld kann beliebig gedruckt werden, Gold nicht. Also habe ich Goldminenaktien im Portfolio... Vielleicht kommt es ja doch irgendwann zu einer Gold-Manie.

Am vergangenen Donnerstag ist Barrick Gold um gut vier Prozent gefallen – angeblich, weil Ben Bernanke keine neuen Lockerungsmassnahmen angekündigt hat. Das stimmt schon nachdenklich. An einem Tag steigt der Goldpreis und damit die Aktien, weil die „Investoren“ – wer auch immer damit gemeint ist – auf Lockerungsmassnahmen hoffen. Und dann fallen die Preise wieder, weil besagte Massnahmen auf sich warten lassen. Zumindest eines wird dadurch klar: Goldminenaktien sind eine Wette auf den Goldpreis.

Zudem eine gehebelte Wette. Der Hebel kommt zumindest dann zustande, wenn die Förderkosten gleich bleiben. Fiktives Beispiel: Die Förderkosten betragen 800 Dollar pro Unze, der Marktpreis liegt bei 1000 Dollar (nochmal: die Zahlen sind fiktiv!). Der Gewinn pro Unze beträgt also 200 Dollar. Jetzt nehmen wir an, der Goldpreis steigt auf 1100 pro Unze, und die Förderkosten bleiben gleich. Der Gewinn beträgt nun 1100 – 800 Dollar, also 300 Dollar. Das ist ein Zuwachs von 50 Prozent (von 200 auf 300 Dollar), während der Goldpreis nur 10 Prozent gestiegen ist. 

Allerdings sind Minenaktien anfällig bei Streiks, Grubenunglücken und politischen Unruhen. Insofern sind sie doppelt riskant, denn ihre Entwicklung hängt eben nicht nur vom Goldpreis ab. So ist Hecla Mining  im Januar auf einen Schlag fast 25 Prozent gefallen, weil in Idaho ein Schacht geschlossen werden musste, wo die Sicherheit der Arbeiter nicht gewährleistet war. Nicht einmal eine ganze Mine, nur ein Schacht!

Fazit: je mehr Risiko ein Anleger verträgt, desto mehr Goldminenaktien kann er sich ins Depot legen. Ich persönlich würde je nach Risikotoleranz 0 bis 5 Prozent empfehlen.

Nachtrag: Ein weiteres Problem ist, dass manche Goldminen "Hedging" betreiben. Sie gehen z. B. von einem fallenden Preis aus und verkaufen ihr Gold per Future für eine Summe, die ihnen sinnvoll scheint. Wer aber sein Gold per Future für 1600 Dollar (vor)verkauft, der hat von einem Kurssprung auf 2000 absolut gar nichts.

Samstag, 2. Juni 2012

Einkaufsliste machen!


Zugegeben: man bräuchte hellseherische Fähigkeiten, um den Markt zu „timen“. Es wird mir nie gelingen, zum billigsten Preis zu kaufen und zum höchsten Preis zu verkaufen. Viele „Experten“ haben deswegen behauptet, es sei völlig egal, wann man Aktien kaufe, denn „langfristig“ steigen Aktien ja immer. Was natürlich völliger Schwachsinn ist. Und spätestens seit Lehman Brothers liest man solche Behauptungen immer seltener.

Auch wenn man den Markt nicht timen kann, sollte man versuchen, sich an Warren Buffets Spruch zu halten: „Be fearful when others are greedy, and be greedy when others are fearful“. Der Ausverkauf vom Freitag sollte als Indiz dafür genügen, dass die „anderen“ derzeit eher „ängstlich“ sind. Und vielleicht werden sie ja noch ängstlicher. Daher könnte es an der Zeit sein, sich eine Einkaufsliste zu machen. Welche Aktien interessieren mich, und wieviel will ich dafür zahlen?

Das muss natürlich jeder für sich selber entscheiden. Ich habe z.B. die Münchner Rück, die ich für 100,77 gekauft hatte, zur Cash-Generierung für 104,20 verkauft. Am Freitag war sie für 97,51 Euro zu haben. Ich habe durchaus Lust, die „Rück“ zurückzukaufen. Bei 95 Euro würde ich eventuell eine halbe Position aufbauen.

Die Einkaufsliste würde ich zudem um Insider-Daten ergänzen. Derzeit interessiert mich z.B. auch SAP, vgl. http://www.finanzen.net/insidertrades/SAPWenn ich feststelle, dass Insider zu meinem Wunschpreis zugeschlagen haben, bestärkt mich das in meinem Interesse. Sollten Insiderkäufe gänzlich fehlen, würde ich mir den Kauf lieber zweimal überlegen.



Freitag, 25. Mai 2012

Sicher ist sicher: Gewinnmitnahmen zur Erhöhung der Cashquote


Wenn ich in der jüngeren Vergangenheit Gewinne „laufen“ liess, musste ich häufig beobachten, wie diese dahinschmolzen und sich in rote Zahlen verwandelten.  Dies hat dazu geführt, dass ich Gewinne schneller mitnehme als vor zehn Jahren, als ich noch an „Buy-and-hold“ glaubte.  Und die derzeitige Situation (Griechenland, Spanien) lässt nichts Gutes ahnen. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, Gewinne mitzunehmen und meine Cashquote zu erhöhen. Verkauft wurden Microsoft, Johnson & Johnson sowie die Münchner Rück – im Falle der US-Aktien habe ich dabei vom derzeit schwachen Euro profitiert. Vielleicht wäre es besser gewesen, bei Losern wie RWE, E.on oder Telefónica Verluste zu realisieren, aber hier will ich noch ein bisschen warten. Ausserdem betrachte ich Telefónica als „buy-and-hold“-Experiment: durch ihre starke Präsenz in Lateinamerika sollte die Aktie sich doch irgendwann erholen.
Hier noch die Daten der drei verkauften Aktien:

Johnson & Johnson: Einstieg bei 44,57 Euro, verkauft zu 48,70 
Microsoft: Einstieg 19,53 Euro, verkauft zu 23,07 
Münchner Rück: Einstieg 100,77 Euro, verkauft zu 104,20
 

Bevor ich das Geld reinvestiere, warte ich auf den grossen Knall... Sagen wir mal, Dax-Tiefstwerte wie im letzten Jahr oder noch niedriger. Und wenn´s gar nicht so weit kommt – wäre auch nicht so schlecht, oder?  

Montag, 21. Mai 2012

Max Otte auf boerse.de: Wie gut sind seine Aktien-Tipps?


In seiner Kolumne auf boerse.de erwähnt Max Otte immer wieder Aktien, die er interessant findet – ich vermeide bewusst das Wort „empfiehlt“, denn Empfehlungen gibt Otte in seinem Börsenbrief „Der Privatinvestor“. Manchmal erweisen sich die auf boerse.de erwähnten Aktien als Glücksgriffe, wie Rhön-Klinikum (rund 40 Prozent Kursanstieg durch das Übernahmeangebot), manchmal eher als Fehlgriffe. So sagte Otte im Deutschen Anleger-Fernsehen (Interview vom 1. Juni 2011), er könne sich nicht vorstellen, mit Sony-Aktien auf Dauer Geld zu verlieren – doch die Sony-Talfahrt scheint kein Ende zu nehmen.  Allerdings hatte er damals nur gesagt, man könne „anfangen, eine Position aufzubauen“ – dies impliziert späteres nachkaufen, so dass Ottes durchschnittlicher Einstiegspreis sinken würde.   

Aufgrund der grossen Bekanntheit von Max Otte vermute ich, dass mancher Kleinanleger die von ihm erwähnten Aktien kauft. Und hier stellt sich die Frage: Wie gut würde das Portfolio abschneiden, das sich ergibt, wenn man alle von Otte erwähnten Aktien am Tag ihrer Erwähnung auf boerse.de kaufen würde? Ich habe mich entschlossen, dies ab heute herauszufinden.

Aus diesem Grund habe ich auf onvista.de ein Musterportfolio eingerichtet und die zwei Werte „gekauft“, die Otte heute auf boerse.de erwähnt: Voestalpine und Lufthansa. Ich werde das ganze immer nach Börsenschluss machen, um den letzten Preis des jeweiligen Tages als Einstiegspreis zu haben. Bin gespannt, was dabei herauskommt und werde das Thema hier wieder aufgreifen.



Samstag, 12. Mai 2012

Verluste aussitzen oder umschichten?


Ich hasse es, an der Börse Verluste zu realisieren. Aktie XY stand in der Vergangenheit doch viel höher als mein Einstiegspreis, denke ich, es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis ich aus den roten Zahlen raus komme. Und in der Vergangenheit hat´s doch immer geklappt mit dem Verluste aussitzen, wieso sollte ich jetzt meine Strategie ändern?

Weil mir immer klarer wird, wie dumm es ist, in seinem Depot Verlierer mitzuschleppen. Darunter verstehe ich Aktien, die fallen, während die meisten anderen steigen. Natürlich hat es wenig Sinn, eine Verliererposition zu verkaufen und das Geld aufs Sparbuch zu legen. Stattdessen sollte man das Geld in eine Aktie investieren, der man eine bessere Zukunft zutraut. In meinem Portfolio habe ich z.B. eine relativ grosse RWE-Position, über die ich in meinem Blog regelmässig lästere. Diese RWE-Position ist mehr als doppelt so gross als meine Apple-Position. Vor ein paar Jahren hätte ich so argumentiert: bei Apple nehme ich jetzt mal den Gewinn mit, und bei RWE sitze ich den Verlust aus.

Inzwischen ist mir klar, dass eine solche Denkweise zu wenig Erfolg führt. Wer nicht in der Lage ist, sich solches Denken abzugewöhnen, sollte am besten nur in Indexfonds investieren. Die Frage ist doch: welche Aktie, RWE oder Apple, wird sich in den nächsten Jahren besser entwickeln? Wo steht Apple in 3, 5 oder 10 Jahren, wo steht RWE? Ich habe keinen Zweifel daran, dass Apple sich besser entwickeln wird. Die Zukunft von RWE hängt stark von Politikern ab, die Zukunft von Apple hauptsächlich vom Konsumenten – und Konsumenten lieben Apple. Manche kleben sich das Firmen-Logo mit dem angebissenen Apfel sogar aufs Auto. RWE-Aufkleber habe ich bisher noch nicht gesichtet.   

Logische Konsequenz: Ich sollte bei RWE einen Teilverlust realisieren und das Geld in Apple stecken, damit beide Positionen zumindest gleich gross sind. Mein Bauchgefühl sagt mir sogar, dass es am besten wäre, gleich die ganze RWE-Position über Bord zu werfen... aber ich bin nun mal ein Typ, der immer nach Kompromissen sucht.    

Donnerstag, 3. Mai 2012

Ich, der Kontra-Indikator

Normalerweise nutze ich diesen Blog nicht, um konkrete Aktientipps zu geben, denn dazu bin ich nicht qualifiziert. Wer will, kann mich allerdings als Kontra-Indikator benutzen.

Vor ungefähr einem halben Jahr, als der Goldpreis stieg und stieg, hiess es immer: "Goldminenaktien sind derzeit historisch billig". Ich liess mich überzeugen und habe mir ein paar ins Depot gelegt, vor allem Barrick Gold. Seit damals sind die Preise der meisten Goldminen-Aktien in den Keller gerauscht (20 bis 30 Prozent Verlust). Ich werde nicht verkaufen, aber zum Nachkaufen habe ich nicht die geringste Lust.

Wer mich als Kontra-Indikator verwenden will, kann darüber nachdenken, ob er eine erste kleine Position aufbauen will. Ich würde im Nachhinein übrigens eher auf einen Goldminen-ETF setzen. Bei einzelnen Minengesellschaften kann der Kurs sehr schnell sehr tief fallen, wenn es unternehmens-spezifische schlechte Nachrichten gibt. Bei anderen Sektoren (Konsumgüter zum Beispiel) ist diese Gefahr wesentlich geringer.

Donnerstag, 26. April 2012

1sichten 5: Marktkapitalisierung

Die Serie 1sichten resümiert Einsichten über Fehler, die ich als Kleinanleger begangen habe und begehe - und über Ziele, die ich anstrebe.


Lange Zeit hatte ich nur „large caps“ im Portfolio, Aktien von Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung. Kleine und mittlere Unternehmen („small caps“ und „mid caps“) sind ja viel weniger bekannt, und von unbekannten Firmen wollte ich lieber die Finger weglassen. Ausserdem hatte ich gelesen, dass deren Kurse stärker ausschlagen können – nach oben wie nach unten. Das „nach unten“ machte mir Angst.

Also investierte ich in vermeintlich „sichere“ Unternehmen wie die hier öfters zitierte RWE. Eines habe ich aus dem Sturzflug der RWE-Aktie gelernt: es gibt keine 100prozentig sicheren Unternehmen. Selbst Pennystocks machen mir keine Angst mehr (derzeit zocke ich mit Solarworld – bei dem Preis kann man schon mal 100 Aktien kaufen, und im schlimmsten Fall ist man dann 160 Euro ärmer).

Ich habe mich also entschlossen, zumindest 30 Prozent meines Portfolios in Aktien kleiner und mittlerer Unternehmen zu investieren. Bei solchen Unternehmen setze ich nicht auf Dividenden, sondern hoffe auf hohe Kursgewinne. Ein Unternehmen, das nur eine Milliarde Euro Börsenwert hat, kann seinen Marktwert nun mal leichter verdoppeln (oder halbieren) als ein Unternehmen, das 40 Milliarden wert ist.

Dies hat sich am Donnerstag bei Rhön-Klinikum gezeigt, dessen Aktie auf einen Schlag über 43 Prozent zulegte, weil Fresenius ein Übernahmeangebot gemacht hat. Der Börsenwert von Rhön-Klinikum betrug vorher rund 2 Milliarden Euro. Hätte er 20 Milliarden betragen, wäre es für Fresenius zehnmal schwerer, Rhön zu kaufen – ein Kurssprung wie am Donnerstag wäre dann wohl unmöglich. Besonders gewiefte Anleger (zu denen ich mich leider nicht zähle) suchen übrigens bewusst nach Firmen, die für solche Übernahmen in Frage kommen.

PS: Derzeit sehe ich in Deutschland keine vielversprechenden Einstiegsmöglichkeiten bei kleinen und mittleren Werten. Ich werde wohl auf den nächsten Ausverkauf warten müssen. 

Sonntag, 22. April 2012

Fallende Messer

Dirk Müller empfiehlt in seinem lesenswerten Buch Crashkurs, nicht in „fallende Messer“ zu greifen und eine Bodenbildung abzuwarten. Sprich: so lange ein Chart nur nach unten zeigt, die entsprechende Aktie lieber nicht kaufen. Max Otte erklärt dagegen, man wisse ja immer erst im Nachhinein, wann sich wirklich ein Boden gebildet hat. Deswegen, so Otte wiederholt in Interviews, stiegen Value-Investoren wie er stets zu früh ein.

 So wie die Insider beim Metro-Konzern, könnte man sagen, dessen Aktie derzeit recht preisgünstig scheint. Bei Kursen zwischen 30 und 35 Euro kauften Insider massiv Metro-Aktien (http://www.finanzen.net/insidertrades/METRO), und der Kurs fiel weiter. Wenn man bedenkt, wie gut die meisten anderen Dax-Werte gelaufen sind und wieviel Aufholpotential Metro theoretisch hat , könnte es einem schon in den Fingern jucken. Aber ich halte es lieber mit Müller und verzichte darauf, in ein fallendes Messer zu greifen – auch wenn die Insider das Gegenteil tun.
METRO OnVista Chart
OnVista – mehr Informationen zur Aktie METRO

Freitag, 13. April 2012

Stammplatz für Google


Google, Microsoft und Apple zählen zu den wenigen Gewinnern in meinem Depot. Am geheimnisvollsten scheint mir die Zukunft von Google, einer Firma, die ganz nebenbei an einem fahrerlosen Auto bastelt oder den Google Lunar X Prize ausschreibt. Oder Leuten wie uns hier blogger.com zur Verfügung stellt.

Ein Blick in die Wikipedia zeigt, dass die Google-Aktie 85 Dollar kostete, als der Konzern im August 2004 an die Börse ging. Heute kostet sie 622 Dollar, also ungefähr 7,3mal so viel. In diesem Fall kann man es tatsächlich bedauern, bei der IPO (Initial Public Offering) nicht dabei gewesen zu sein, im Gegensatz zu den Loser-IPOs der Gegenwart wie Groupon. Noch besser wäre es gewesen, 1986 bei der IPO von Microsoft dabei gewesen zu sein. Laut Wikipedia hat sich der Preis der Aktie (unter Berücksichtigung der Splits) bis Juli 2010 ver288facht. Seit Juli 2010 hat sich nicht viel getan, weswegen ich auf weitere Rechnerei verzichte.

Sollte Google langfristig genauso erfolgreich sein wie Microsoft (was durchaus nicht unmöglich scheint), hätte die Aktie in den nächsten 16 Jahren noch ziemlich viel Spielraum nach oben. Da ich praktisch keinen Tag verbringe, ohne Google zu benutzen, hat die Aktie unabhängig von Analystenmeinungen einen Stammplatz in meinem Portfolio. 

Mittwoch, 4. April 2012

Tipps für Bankberater


Neulich habe ich einen Anruf von einem Bankberater bekommen. Als Angestellter meiner Bank kann er mein Depot einsehen. Ich nehme an, er hat gezielt Kunden ausgewählt, die relativ viele Einzelaktien halten. Dann hat er versucht, mir das Investieren in Einzelaktien madig zu machen: das sei ja viel zu riskant. Die Bank hingegen habe ein Modell, das immer alles richtig mache: einen Fonds, der zum richtigen Zeitpunkt in den Markt ein- und aussteige. Okay, ganz so angeberisch hat er es nicht formuliert, aber der Fonds macht jedenfalls alles besser als ein dummer Privatanleger („dumm“ hat er natürlich auch nicht gesagt).

Normalerweise lasse ich mich auf Verkaufsgespräche gar nicht erst ein, aber ich unterhalte mich gerne über Börse und Märkte. Am Ende des Gesprächs sagte ich ihm, er könne mir gerne Infomaterial schicken.

Danach analysierte ich das Gespräch. Die meiste Zeit hatte der Mann mir lediglich das Stockpicking ausreden wollen, das Kaufen von Einzelaktien. Ziemlich dumm von ihm. Er hatte ja mein Portfolio gesehen und hätte erkennen müssen, dass hier ein begeisterter, wenn auch nicht immer erfolgreicher Stockpicker am Werk ist. Bei alledem hat er nicht viel über sein wunderbares Produkt verraten. Er hat nur gesagt, er könne anhand einer Formel zeigen, wie sein risikoarmes Wunderprodukt im Vergleich mit meinem Portfolio abgeschnitten hätte. Mangels Interesse habe ich nicht weiter nachgefragt. Aber er ist ja der Verkäufer, da hätte er das Produkt auch ohne besondere Aufforderung besser beschreiben müssen.

Bankberater lesen das wahrscheinlich ungern, aber: ich halte meinen Anrufer für jemanden, der A) Kommissionen verdienen will und B) von Vorgesetzten unter Druck gesetzt wird, möglichst viel von einem vorgegebenen Produkt zu verkaufen. Also für jemanden, der in erster Linie eigene Interessen verfolgt.

Er hat mir dann tatsächlich auch was geschickt: zwei Charts mit dem Titel „Vergleich historischer Entwicklungen“. Darauf sind zwei Kurven zu sehen, von denen eine die andere um Längen schlägt. Die bessere Kurve ist natürlich das Wunderprodukt der Bank. Der Mann muss ganz schön unter Stress stehen, denn irgendwie hätte er schon ein Anschreiben in den Briefumschlag stecken sollen. Nichts Individuelles, aber einen Brief halt. Darin hätte er nochmal in ein paar Sätzen sein Wunderprodukt anpreisen sollen. Am besten mit ein paar guten Argumenten. Aber nein, er hat nur einen Screenshot ausgedruckt.

Hier also meine Tipps für Bankberater:

Versuchen Sie nicht, einem begeisterten Stockpicker, und sei er noch so schlecht, das Kaufen von Einzeltiteln auszureden. Empfehlen Sie ihm lieber, einen Teil seines Vermögens in Ihr Produkt zu investieren und dann zu vergleichen – vielleicht ist Ihr Produkt ja tatsächlich besser. Da er viele verschiedene Einzelinvestments besitzt, ist es doch gar nicht so unwahrscheinlich, dass er Ihr Produkt als weiteres Einzelinvestment dazunimmt.

Schicken Sie nicht einfach irgendwelche Screenshots an einen Kunden. Ein Anschreiben (gerne auch standardisiert) gehört einfach dazu. Und ein paar gute Argumente.




Freitag, 30. März 2012

Fahrende Züge


Als Anleger fragt man sich des Öfteren, ob man auf einen fahrenden Zug aufspringen soll, eine Aktie, deren Kurs steigt und steigt... Wie zum Beispiel Apple. Früher, als Aktienneuling, vermied ich solche Situationen wie die Pest: Was so lange nur gestiegen war, konnte schliesslich nur fallen! Heute bin ich der Meinung, dass man solche „fahrenden Züge“ nicht grundsätzlich vermeiden sollte. Im Gegenteil. So hatte ich bei Apple den Mut, auf einem Allzeithoch zu kaufen – und stehe damit 20 Prozent im Plus. Allerdings hat Apple hervorragende Fundamentaldaten, ein relativ niedriges KGV, und persönliche Beobachtungen haben mich überzeugt, dass Apple von Konsumenten geradezu geliebt wird. Auf dem Campus einer US-Universität, wo ich jüngst unterwegs war, sieht man überwiegend Macbooks – wer mit einem HP oder einem Dell aufkreuzt, dürfte sich dort schon fast wie ein armer Schlucker fühlen.     

Wenn ich Apple nicht schon im Portfolio hätte, würde ich derzeit kaufen? Wahrscheinlich würde ich es immer noch riskieren. Allerdings würde ich nur ein Drittel der angestrebten Position kaufen und dann erst mal abwarten.

In den USA bin ich auf eine andere Aktie gestossen, die einen ähnlich beeindruckenden Aufwertstrend verfolgt wie Apple: Chipotle Mexican Grill. Ich habe dort mehrmals gegessen, die Burritos schmecken hervorragend. Allerdings hat Chipotle ein KGV von über 60. Ich beobachte den Kurs seit Monaten und warte immer noch vergebens auf einen Rücksetzer. Wenn´s also schon ein fahrender Zug sein soll, würde ich Apple derzeit vorziehen.

Dienstag, 27. März 2012

Wahl des Börsenplatzes

“Neben dem elektronischen System Xetra können Sie den Auftrag auch an Frankfurt am Main oder eine Regionalbörse weiterleiten“. Diesen Satz las ich vor vielen Jahren in einem Ratgeber zum Thema Aktien. Daher kaufte ich auf Xetra. Der Autor behauptete ja, das könne ich machen.

Erfahrene Anleger brauchen gar nicht weiterzulesen, sie ahnen, was folgt: natürlich hat Xetra meine 20 Siemens-Aktien gekauft... Zuerst 10, eine Sekunde später 4, und eine weitere Sekunde später, 6 Aktien. Für diese Mehrfachausführung fielen dreimal Transaktionskosten an. Wer so etwas vermeiden will, wählt also besser Börsenplätze, die dem Privatanleger garantieren, dass keine Teilausführungen gemacht werden. So schreibt zum Beispiel die Börse Frankfurt: „Bei Kauf- und Verkaufsaufträgen über das Parkett der Börse Frankfurt garantieren die Skontroführer Vollausführung für Privatanleger. Dies betrifft Aufträge in DAX®-Werten bis maximal 10.000 €, in MDAX®- und TecDAX®-Werten bis maximal 3.000 €“. Ähnliches gilt für die anderen Regionalbörsen sowie für den Börsenplatz Tradegate, mit dem ich bisher nur positive Erfahrungen gemacht habe.

Natürlich gibt es auch andere Dinge, die bei der Wahl des Börsenplatzes zu beachten sind. Die (meist winzigen) Preisunterschiede spielen für Privatanleger keine Rolle; wichtiger ist das Handelsvolumen. Bei geringen Umsätzen können grosse Kursschwankungen entstehen. Wer also keine Limits setzt, könnte eine böse Überraschung erleben und z.B. plötzlich 15 Euro für eine Aktie zahlen, die gerade noch für 11 Euro zu haben war. Andererseits finde ich, dass jeder Anleger bei jedem Kaufauftrag grundsätzlich ein Limit definieren sollte, also den maximalen Preis, den er zu zahlen bereit ist.

Mittwoch, 14. März 2012

Rebalancing in kleinen Schritten

Nehmen wir an, ich besitze Goldminenaktien mit einem Einstiegspreis von 5000 Euro. Fällt der Preis um 20 Prozent auf 4000 Euro, könnte ich beschliessen, für 1000 Euro nachzukaufen, um wieder bei 5000 Euro zu landen. Verglichen mit der Methode des Verdoppelns („If you´re in trouble, double“) ist dies eine ziemlich zurückhaltende Nachkauftechnik.
Umgekehrt könnte man, sollte der Gesamtwert auf 6000 Euro steigen, Aktien im Wert von 1000 Euro verkaufen.

Anstatt mit absoluten Beträgen zu arbeiten, kann man natürlich auch Prozente nehmen. Angenommen, die Goldminenaktien machen 10 Prozent des Portfolios aus. Steigen sie auf 20 Prozent des Portfolios, könnte man diesen Anteil durch einen Teilverkauf wieder auf 10 Prozent reduzieren. Sinken sie auf 5 Prozent, könnte man zukaufen.
Die Schwellen, bei denen nachgekauft oder verkauft wird, kann natürlich jeder Anleger individuell festlegen: Wer hohe Kursgewinne anstrebt, wird vielleicht erst bei 50 Prozent Gewinn einen Teilverkauf ins Auge fassen. Und wer nachkauft, sollte wirklich davon überzeugt sein, dass ein Wert wieder steigen wird.

PS: Ich habe Goldminenaktien als Beispiel genommen, weil ich heute Newmont Mining nachgekauft habe und davon überzeugt bin, dass die Aktie wieder steigen wird. Dass sie vorher noch weiter fallen kann, ist mir durchaus klar.