Sonntag, 30. Dezember 2012

Kleiner Jahresrückblick

Als ich vor über einem Jahr begann, hier zu bloggen, wusste ich noch nicht genau, was ich eigentlich will. Es ging mir in erster Linie darum, meine Gedanken zu ordnen, zu dokumentieren und anderen zugänglich machen. Ich war damals vom ständigen Auf und Ab der Börse ziemlich genervt, daher der Untertitel des Blogs: „Gedanken eines genervten Kleinanlegers“. Mein Blog will es anderen ermöglichen, meine Gedanken und mein Verhalten als Anleger mit ihrem eigenen Tun und Denken zu vergleichen. So kann z.B. ein anderer Kleinanleger, der zum falschen Zeitpunkt RWE-Aktien gekauft hat, nachlesen, wie ich mit dieser Situation umgehe: Ich sitze meinen fast 40prozentigen Verlust aus und beschimpfe RWE als „Wertvernichter“ :).

Mein Blog gibt keinerlei Empfehlungen zu konkreten Aktien, obwohl jeder sehen kann, was bei mir so im Depot liegt (http://meineaktien.blogspot.com/p/portfolio.html). Bisher habe ich mich aufs offenlegen meiner grössten Positionen beschränkt, im Laufe von 2013 will ich auch auf kleine, ziemlich spekulative Positionen eingehen, die bei mir im Portfolio liegen.

Ich betrachte mich als mittelmässig erfahrenen Anleger, der nach wie vor ziemlich viel falsch macht. Nicht einzelne Aktien, sondern diese Fehler, die ich nach und nach abstellen will, sind zentrales Thema der im Blog geäusserten Gedanken. Genausowenig geht es mir darum, irgendeine Strategie vorzustellen und zum nachahmen zu emfehlen – ich tüftele ja noch an meiner eigenen Strategie. Grob gesagt sieht die so aus: 50 Prozent Dividenden-Aktien, 50 Prozent Wachstumswerte. Das entspricht am ehesten meinem Charakter.

Mir ist bewusst, dass es für jeden Anleger sehr schwer ist, seinen Vergleichsindex, die sogenannte Benchmark, zu schlagen. Ich habe kaum Zweifel daran, dass mein Portfolio schlechter abgeschnitten hat als der MSCI World (es hätte wenig Sinn, ein internationales Portfolio mit dem DAX zu vergleichen). Ich weiss, dass es vermutlich vielversprechender ist, sich auf ETFs zu konzentrieren und auf Einzelaktien zu verzichten. Wer sich für ETFs interessiert, sollte mal bei dem Blogger-Kollegen Holger vorbeischauen... (http://der-privatanleger.de), der eine konsequente ETF-Strategie verfolgt. So etwas wie mein RWE-Desaster kann einem mit ETFs nicht passieren.

Derzeit machen ETFs rund zwölf Prozent meines Portfolios aus. Ich habe vor, weiterhin in Einzelwerte zu investieren, dabei die Gewichtung von ETFs aber langsam zu erhöhen. Ich schliesse nicht aus, dass ich im Laufe meines Lebens die Gewichtung der Einzeltitel drastisch zugunsten von ETFs zurückfahre. Kann durchaus sein, dass ich dann 90 Prozent ETFs habe und nur 10 Prozent Einzeltitel – denn ganz verzichten werde ich auf Einzeltitel wohl nie. In diesem Fall würde ich unter den Einzeltiteln vermutlich Wachstumswerte mit maximal mittlerer Marktkapitalisierung bevorzugen.  

6 Kommentare:

  1. ETF`s sind wirklich eine gute alternative zu aktiv gemanagten Fonds - außerdem erreichst du so schon eine Diversifikation deines Portfolios was mit Einzeltiteln so nur schwer zu erreichen ist.

    Dennoch gibt es einige Punkte, über die man sich im klaren sein sollte:
    - Mit ETF`s kannst du maximal so gut wie der Markt performen -> oftmals besser als ein Investmentfonds, aber das wars auch schon
    - Du hast neben den Transaktionskosten auch Verwaltungsgebühren
    - Deine Diversifikation beschränkt sich immer auf den entsprechenden Index
    - Wenn du einen synthetisch (max 10% des Gesamtvolumens des ETF`s) replizierenden ETF hast, dann hast du automatisch Derivate im Depot
    - es ist noch nicht so richtig klar, ob ETF`s auch extremen Marktverwerfungen standhalten können, bzw. ob das ETF Management einer Verkaufswelle standhalten kann (Cash generation etc.)
    - Die Verlieren verlassen den Index immer und die Gewinner steigen auf.

    Es gibt wirklich diverse Gründe, wieso man nicht zu bullisch für ETF`s sein sollte.

    Dennoch sind ETF`s eine gute Erfindung und deutlich besser als Index Zertifikate o.Ä.

    Viele Grüße und einen guten Rutsch,

    Chris

    AntwortenLöschen
  2. Hi Chris,

    gute Zusammenfassung - ich kann dir nirgends widersprechen. Man könnte noch hinzufügen, dass physisch replizierende ETFs Aktien verleihen können...

    Ebenfalls guten Rutsch

    Peter

    AntwortenLöschen
  3. Also mir sind ETFs ein gräuel. Ich würde nie wieder welche kaufen. Nicht, weil sie den Index abbilden, sondern weil man nicht gezielt Einzelwerte kaufen und Verkaufen kann. Wenn ein Wert enorm Überperformed, würde ich gern selbst die Gewinne für diesen Wert mitnehmen wollen. Bei einem ETF ist das Unmöglich, außer man verkauft einen Teil des Index. Damit verkauft man aber "alle" Aktien und nicht nur die Gewinne der Outperformer. Genauso ist es bei Verlusten. Man kann nicht gezielt aussichtsreiche Werte nachkaufen, sondern muss immer den gesamten Index kaufen.

    AntwortenLöschen
  4. Das ist aber eine ziemlich extreme Meinung zum Thema ETFs. Wenn ich dich richtig interpretiere, bist du 100prozentig davon überzeugt, dass du mit der gezielten Auswahl von Einzelwerten jeden Index schlägst. Das wollen wir natürlich alle, aber ich bin mir nicht so sicher, dass mir das gelingen wird. Es heisst es ja immer, dass es 90 Prozent der professionellen Fondsmanager nicht schaffen, ihren Index zu schlagen.

    Dass ich ganz auf ETFs umschwenke und auf Einzelaktien verzichte, kann ich mir aber nicht vorstellen. Vorerst bleiben ETFs für mich eine Beimischung, mehr nicht.





    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich bin nicht 100 Prozentig davon überzeugt, aber ich will finanziell unabhängig werden. Mit "Durchschnitt" kommt man aber nicht weiter als der Durchschnitt. Also muss ich besser sein. Warum soll ich also schon vorher aufgeben, bevor ichs überhaupt versucht habe? Mein einziges Risiko ist, dass ich so arm bleibe wie ich bin. Setzte ich von Anfang an auf ETFs bleibe ich mit Sicherheit so arm wie ich bin, weil ich mir von Anfang an jede Chance nehme besser zu sein.

      Löschen
  5. Stimmt, bei Einzelaktien sind die Chancen grösser, aber auch das Risiko. Allerdings ist der "Durchschnitt" gar nicht immer so schlecht. Ich benutze ETFs, um in Ländern zu investieren, in denen ich Wachstum erwarte, aber die einzelnen Unternehmen überhaupt nicht kenne, z.B. in Schwellenländern wie der Türkei. Auch bei der Dividendenstrategie setze ich teilweise auf ETFs. Ich habe einen ETF mit 5 Prozent Dividendenrendite, und der Vorteil ist, dass diese Rendite aus insgesamt 30 Aktien kommt. Sollte eines dieser 30 Unternehmen also die Dividende streichen, wird die Wirkung abgefedert (und die Aktie fliegt aus dem Fonds). Nach meiner Erfahrung mit der Dividendenstreichung bei Telefónica fühle ich mich sehr wohl mit einem solchen Fonds. Die Telefónica-Dividende machte über 20 Prozent meiner jährlichen Dividendeneinnahmen aus... und schwups, weg war die Dividende.

    AntwortenLöschen