Sonntag, 8. Juli 2012

Ist „buy and hold“ tot?

Wer Interviews mit Fondsmanagern und anderen Experten verfolgt, liest immer wieder, kaufen und halten („buy and hold“) sei tot. Als Beweis wird z. B. der Dax angeführt, der absolut gar nichts auf die Beine gebracht hat, seit er vor Jahren Höchsstände markierte. Wer damals bei über 8000 Punkten gekauft und bis heute gehalten hat, guckt ganz schön in die Röhre. Insofern klingt es einleuchtend, dass „buy and hold“ gestorben ist.

 Ich hatte angefangen, das zu glauben. Man hat ja selber solche Erfahrungen gemacht. Fast jeder hat doch einen Dax-ETF im Depot. Daher hatte ich angefangen, bei meinen Einzelaktien häufig Gewinne mitzunehmen. Ich hielt eine Aktie ein paar Monate, sie stieg 10 bis 20 Prozent, ich verkaufte. Denn „buy and hold“ ist ja tot. Besser der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. In absoluten Beträgen gesprochen bewegten sich die meisten Gewinne... ähem, das ist schon fast peinlich... zwischen 100 und 200 Euro minus Abgeltungssteuer.

Über manche meiner schnellen Gewinnmitnahmen bin ich trotzdem glücklich. Beispiel: Alcoa, der Aluminium-Konzern. Ich hatte Dusel und stieg nach einem halben Jahr mit 18 Prozent Gewinn aus – hätte ich die Aktie gehalten, stände ich tief in den roten Zahlen. Doch viele andere Werte, die ich nach kurzer Zeit mit minimalem Gewinn verkaufte, haben nach wie vor Kursphantasie, darunter die amerikanische Softwarefirma Tibco. Solche Aktien sollte man wirklich laufen lassen und schauen, was in drei bis fünf Jahren herauskommt.

„Buy and hold“ lebt also, daran habe ich inzwischen keinen Zweifel mehr. Allerdings muss man die richtigen Aktien halten. Das Problem ist nur: Wie findet man die? Wie weiss man, dass eine Aktie die richtige ist? Wenn ich die Antwort hätte, würde ich vermutlich nicht diesen Blog schreiben. Dass es solche Aktien in der Vergangenheit gegeben hat, zeigen jedoch viele 10-Jahres-Charts. So zählte z. B. Fielmann zu den richtigen Aktien. Ob Fielmann heute noch richtig ist – keine Ahnung. Aber wer ständig verkauft, wenn er bei einer Tausend-Euro-Investition mal 10 oder 20 Prozent Gewinn macht, der wird den nächsten Höhenflug a la Fielmann mit Sicherheit verpassen. Inzwischen tendiere ich sogar dazu, nachzukaufen, wenn eine Aktie steigt.
FIELMANN OnVista Chart
OnVista – mehr Informationen zur Aktie FIELMANN

1 Kommentar:

  1. Wenn man sich Fielman anschaut, sieht man auch schön, dass zwischen 2007 und 2009 erstmal gar nichts passiert ist. Das waren 3 Jahre Stillstand.

    Hier hätte man sicherlich immer wieder ein paar Prozent Gewinne mitnehmen können.

    Was du gemacht hast, ist in diesem Fall traden, aber nicht investieren. Deshalb macht es das halten so schwer.

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