Sonntag, 22. September 2013

Was tun mit der Aktie vom Rhön-Klinikum?

Da RWE als altbekannter Wiederholungstäter wie erwartet erneut seine Dividende gekürzt hat, bin ich ziemlich froh, die Aktie verkauft zu haben, auch wenn ich 50 Prozent Verlust gemacht habe. Und verglichen mit RWE-Angestellten, die wegen Sparzwangs vielleicht bald ihren Job verlieren, kann ich mich wirklich nicht beklagen. Ganz ehrlich: ein Unternehmen, das Leute entlassen muss, will ich nicht im Portfolio haben.

Wesentlich besser erging es mir mit dem Rhön-Klinikum. Dank des Deals mit Fresenius habe ich 30 Prozent Gewinn gemacht, und meine Rhön-Position war relativ gross. Ich habe mich entschlossen, Rhön-Klinikum zu verkaufen. Dadurch habe ich fast die Hälfte meines RWE-Verlustes ausgeglichen.

Aber, werden Kritiker jetzt einwenden, bei Rhön steht doch eine satte Sonderdividende von bis zu 13,80 Euro pro Aktie im Raum? Stimmt, aber diese Dividende wird ja – falls sie denn tatsächlich gezahlt wird – am nächsten Tag vom Aktienkurs abgezogen.
Aber haben die Analysten jetzt nicht das Kursziel von Rhön auf 21 Euro erhöht? Schon richtig, aber wer garantiert mir, dass dieses Kursziel auch erreicht wird? Ist es nicht wahrscheinlich, dass die Sonderdividende bereits im Aktienkurs von Rhön eingepreist ist?
Ich hatte Rhön gekauft, weil ich die Aktie langfristig halten wollte. Einen MDax-Konzern, eine der grössten Krankenhausketten Deutschlands. Kein Rest-Rhön, das sich auf irgendwelche „Spitzenforschung“ konzentriert.

In der Vergangenheit waren meine Gewinnmitnahmen oft Selbstzweck. Diesmal habe ich einen objektiven Grund: das Unternehmen wird nicht mehr das Unternehmen sein, das ich gekauft habe. Insofern bin ich mit meiner Entscheidung zufrieden, völlig unabhängig davon, ob Rhön noch bis 21 Euro weiterläuft oder nicht.




Montag, 16. September 2013

Adieu, RWE

RWE – da weiss man, was man hat. Eine sichere Dividendenrendite von mindestens vier Prozent. Erst von 80 Euro. Dann von 60. Dann von 30. Aber... das wird ja immer weniger?! Nicht nur der Aktienkurs, sondern auch die Dividende… Dabei heisst es doch immer, diese oder jene Aktie sei durch eine Dividende „abgesichert“. RWE zählt mit Sicherheit nicht zu diesen Aktien, denn schon geistert die nächste Dividendenkürzung durch die Medien. Vermutlich gibt es nächstes Jahr vier Prozent von 20 Euro.

Je länger ich darüber nachgedacht habe, desto klarer wurde mir, dass RWE – seine Manager mögen mir verzeihen – ein Krebs war, den ich aus meinem Portfolio herausschneiden musste. Also habe ich den jüngsten Kursanstieg genutzt, um mich für immer von RWE zu verabschieden. Ich habe einen Verlust von rund 50 Prozent realisiert und bin ziemlich zufrieden damit, immerhin stand ich schon mit 60 Prozent im Minus.
Man kann sagen, dass RWE einer meiner teuersten Fehler und eine meiner lehrreichsten Investitionen war. 

Die wichtigsten Lehren:

 Erstens: Auch das scheinbar sicherste Investment kann viel, viel gefährlicher sein als ein Investment in einen scheinbar hoch riskanten Wachstumswert. (Zur Erinnerung: es gab Zeiten, da galten Versorgeraktien als Witwen- und Waisenpapiere).   

 Zweitens: Man kann Aktien, die man besonders riskant findet, in seinem Portfolio durchaus untergewichten, das heisst, besonders kleine Positionen eröffnen – zum Beispiel das Wachstumsunternehmen mit einem KGV von 90 oder Unternehmen, die noch gar keinen Gewinn machen. Aber mit dem Übergewichten – dem Eröffnen von besonders grossen Positionen – sollte man eher vorsichtig sein. Zur Zeit gibt es vermutlich viele Kleinanleger, die Nestlé im Vergleich zu anderen Aktien stark übergewichtet haben. Denn mit Nestlé kann ja wirklich nichts anbrennen. Essen muss ja jeder. Stimmt. Diese Argumentation ist genauso richtig wie mein Gedankengang, als ich RWE gekauft habe. Denn Elektrizität braucht ja jeder... 

Mein Beitrag ist übrigens keinesfalls eine Verkaufsempfehlung; ich war lediglich der Meinung, dass es für mich persönlich am besten ist, mich von meinem grössten Versagerunternehmen zu trennen. Eine weitere Meinung zu RWE findet ihr hier:

Kurssprung trotz Dividendenkürzung bei RWE