Freitag, 30. März 2012

Fahrende Züge


Als Anleger fragt man sich des Öfteren, ob man auf einen fahrenden Zug aufspringen soll, eine Aktie, deren Kurs steigt und steigt... Wie zum Beispiel Apple. Früher, als Aktienneuling, vermied ich solche Situationen wie die Pest: Was so lange nur gestiegen war, konnte schliesslich nur fallen! Heute bin ich der Meinung, dass man solche „fahrenden Züge“ nicht grundsätzlich vermeiden sollte. Im Gegenteil. So hatte ich bei Apple den Mut, auf einem Allzeithoch zu kaufen – und stehe damit 20 Prozent im Plus. Allerdings hat Apple hervorragende Fundamentaldaten, ein relativ niedriges KGV, und persönliche Beobachtungen haben mich überzeugt, dass Apple von Konsumenten geradezu geliebt wird. Auf dem Campus einer US-Universität, wo ich jüngst unterwegs war, sieht man überwiegend Macbooks – wer mit einem HP oder einem Dell aufkreuzt, dürfte sich dort schon fast wie ein armer Schlucker fühlen.     

Wenn ich Apple nicht schon im Portfolio hätte, würde ich derzeit kaufen? Wahrscheinlich würde ich es immer noch riskieren. Allerdings würde ich nur ein Drittel der angestrebten Position kaufen und dann erst mal abwarten.

In den USA bin ich auf eine andere Aktie gestossen, die einen ähnlich beeindruckenden Aufwertstrend verfolgt wie Apple: Chipotle Mexican Grill. Ich habe dort mehrmals gegessen, die Burritos schmecken hervorragend. Allerdings hat Chipotle ein KGV von über 60. Ich beobachte den Kurs seit Monaten und warte immer noch vergebens auf einen Rücksetzer. Wenn´s also schon ein fahrender Zug sein soll, würde ich Apple derzeit vorziehen.

Dienstag, 27. März 2012

Wahl des Börsenplatzes

“Neben dem elektronischen System Xetra können Sie den Auftrag auch an Frankfurt am Main oder eine Regionalbörse weiterleiten“. Diesen Satz las ich vor vielen Jahren in einem Ratgeber zum Thema Aktien. Daher kaufte ich auf Xetra. Der Autor behauptete ja, das könne ich machen.

Erfahrene Anleger brauchen gar nicht weiterzulesen, sie ahnen, was folgt: natürlich hat Xetra meine 20 Siemens-Aktien gekauft... Zuerst 10, eine Sekunde später 4, und eine weitere Sekunde später, 6 Aktien. Für diese Mehrfachausführung fielen dreimal Transaktionskosten an. Wer so etwas vermeiden will, wählt also besser Börsenplätze, die dem Privatanleger garantieren, dass keine Teilausführungen gemacht werden. So schreibt zum Beispiel die Börse Frankfurt: „Bei Kauf- und Verkaufsaufträgen über das Parkett der Börse Frankfurt garantieren die Skontroführer Vollausführung für Privatanleger. Dies betrifft Aufträge in DAX®-Werten bis maximal 10.000 €, in MDAX®- und TecDAX®-Werten bis maximal 3.000 €“. Ähnliches gilt für die anderen Regionalbörsen sowie für den Börsenplatz Tradegate, mit dem ich bisher nur positive Erfahrungen gemacht habe.

Natürlich gibt es auch andere Dinge, die bei der Wahl des Börsenplatzes zu beachten sind. Die (meist winzigen) Preisunterschiede spielen für Privatanleger keine Rolle; wichtiger ist das Handelsvolumen. Bei geringen Umsätzen können grosse Kursschwankungen entstehen. Wer also keine Limits setzt, könnte eine böse Überraschung erleben und z.B. plötzlich 15 Euro für eine Aktie zahlen, die gerade noch für 11 Euro zu haben war. Andererseits finde ich, dass jeder Anleger bei jedem Kaufauftrag grundsätzlich ein Limit definieren sollte, also den maximalen Preis, den er zu zahlen bereit ist.

Mittwoch, 14. März 2012

Rebalancing in kleinen Schritten

Nehmen wir an, ich besitze Goldminenaktien mit einem Einstiegspreis von 5000 Euro. Fällt der Preis um 20 Prozent auf 4000 Euro, könnte ich beschliessen, für 1000 Euro nachzukaufen, um wieder bei 5000 Euro zu landen. Verglichen mit der Methode des Verdoppelns („If you´re in trouble, double“) ist dies eine ziemlich zurückhaltende Nachkauftechnik.
Umgekehrt könnte man, sollte der Gesamtwert auf 6000 Euro steigen, Aktien im Wert von 1000 Euro verkaufen.

Anstatt mit absoluten Beträgen zu arbeiten, kann man natürlich auch Prozente nehmen. Angenommen, die Goldminenaktien machen 10 Prozent des Portfolios aus. Steigen sie auf 20 Prozent des Portfolios, könnte man diesen Anteil durch einen Teilverkauf wieder auf 10 Prozent reduzieren. Sinken sie auf 5 Prozent, könnte man zukaufen.
Die Schwellen, bei denen nachgekauft oder verkauft wird, kann natürlich jeder Anleger individuell festlegen: Wer hohe Kursgewinne anstrebt, wird vielleicht erst bei 50 Prozent Gewinn einen Teilverkauf ins Auge fassen. Und wer nachkauft, sollte wirklich davon überzeugt sein, dass ein Wert wieder steigen wird.

PS: Ich habe Goldminenaktien als Beispiel genommen, weil ich heute Newmont Mining nachgekauft habe und davon überzeugt bin, dass die Aktie wieder steigen wird. Dass sie vorher noch weiter fallen kann, ist mir durchaus klar.

Montag, 12. März 2012

CFOs, die besseren Insider

Eine Studie bestätigt anscheinend, dass Finanzvorstände (Chief Financial Officers oder CFOs) bei ihren Insiderkäufen ein besseres Timing haben als Vorstandsvorsitzende (Chief Executive Officers oder CEOs). Klingt irgendwie logisch, denn wer kennt die Finanzen einer Firma besser als der CFO? Manchmal überlege ich mir wirklich, ob ich bei meinen Aktienkäufen nicht eine reine Insiderstrategie fahren sollte... Das hätte zumindest einen Vorteil: wenn das Investment nicht läuft, kann ich die Schuld einem anderen in die Schuhe schieben...

Hier der Link zum Artikel in englischer Sprache beim Motley Fool:

http://www.fool.com/investing/general/2012/03/12/the-surprising-signal-that-provides-superior-infor.aspx?source=ihpsitth0000001

(Sorry, blogger lässt mich bei den Links im Stich - die funktionieren seit einiger Zeit nicht mehr)

Dienstag, 6. März 2012

Abgelenkt

Gestern habe ich in der New York Times gelesen, wie schwer es sein soll, ein Buch auf einem Tablet-Computer zu lesen. Grund: ein Tablet verführt den Leser angeblich dazu, E-mails zu checken, im Internet zu surfen, Spiele zu spielen... Dinge, die ein normaler E-reader nicht zulässt.

Ich möchte den Artikel um die Erfahrung ergänzen, wie schwer es ist, an einem Computer mit Internet-Zugang zu arbeiten. Das Internet lenkt einen ständig ab. Früher waren es in meinem Fall Fernschschachpartien auf gameknot.com, heute sind es Börsenkurse. Ich schaue viel zu oft, wie es um mein Portfolio steht. Heute ist wieder so ein unerfreulicher Tag: der Dax hat gerade 3,40 Prozent verloren, und auch die US-Börsen gehen auf Talfahrt. Noch gestern habe ich mich gefragt, ob man nicht einfach alle Gewinne mitnehmen solle, die seit Jahresbeginn angefallen sind. Geld auf dem Tagesgeldkonto parken und auf die nächsten Kurseinbrüche warten. Denn "buy and hold" läuft bei mir meistens so: Ich kaufe, der Kurs fällt um 20 Prozent. Dann erholt sich der Kurs, ich stehe 20 Prozent im Plus und denke: Gewinne laufen lassen! Worauf die Aktie wieder in den Keller rauscht.

Praktische Konsequenz: Ich versuche jetzt, zwischen einem langfristigen Portfolio ("buy and hold") und einem eher kurzfristigen, spekulativen Portfolio zu unterscheiden. In letzterem neige ich zu schnellen Gewinnmitnahmen.