Mittwoch, 11. Dezember 2013

Realtime Technology AG: Abschied aus dem Portfolio

Anfang 2012 hatte ich eine kleine Summe in die Realtime Technology AG investiert, eine Software-Firma, die sich auf 3D-Visualisierung spezialisiert hat. Von der Qualität des Unternehmens war ich hundertprozentig überzeugt. Vor allem wegen der illustren Kunden aus den verschiedensten Wirtschaftssektoren: Adidas, Airbus, Audi, BASF, BMW, Daimler, Electrolux, Eurocopter, Ferrari, General Motors, Harley-Davidson, Miele, Nissan, Porsche, Samsung, Sony Ericsson, The North Face, Toyota und Volkswagen. Auch die Tatsache, dass Siemens Venture Capital an dem Unternehmen beteiligt war, erweckte durchaus mein Vertrauen. Ich nahm mir also vor, die Aktie mindestens zehn Jahre zu halten.

Realtime Technology AG gehört zu meinen besseren Anlage-Entscheidungen. Da es sich um einen Smallcap (Börsenwert: rund 185 Millionen Euro) mit niedrigem Streubesitz (knapp 16 Prozent) handelt, habe ich nur eine kleine Portion aufgebaut: rund 2 Prozent meines Portfolios. Im Nachhinein wünschte ich, ich hätte etwas mehr investiert.


Heute habe ich meine Aktien mit 55 Prozent Gewinn für 41 Euro pro Aktie verkauft... weil der französische Konzern Dassault Systemes die Realtime Technology AG übernehmen will. Da es sich um eine „freundliche“ Übernahme handelt und der Streubesitz wie gesagt winzig ist, gehe ich davon aus, dass die Übernahme problemlos über die Bühne geht... und Dassault hat bereits angekündigt, den Streubesitz zu 40 Euro aufkaufen zu wollen. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass der Kurs noch wesentlich steigt. Und auf einen sogenannten Squeeze-out habe ich wirklich keine Lust.


Dienstag, 3. Dezember 2013

Goldminenaktien: Kaufen, wenn die Kanonen donnern?

Goldminenaktien seien sehr billig, hat Max Otte jüngst auf boerse.de geschrieben. Vermutlich bezieht er sich damit auch auf Barrick Gold, die seiner Meinung nach bereits am 23.7.2012 auf einem Niveau war, „wo der Einstieg wieder lohnt“ und seither rund 60 Prozent an Wert verloren hat. (Quelle: http://www.boerse.de/geldanlage/Denk-ich-an-Deutschland-in-der-Nacht/7307891

Damit nicht der Eindruck entsteht, ich wolle hier auf Herrn Otte rumhacken: die allermeisten Aktien, die er im Laufe des Jahres 2012 in seiner Kolumne erwähnt hat, haben ordentlich zugelegt. Mein fiktives Otte-Portfolio steht aktuell mit 34 Prozent im Plus, während mein echtes Portfolio vor sich hin vegetiert...

Daraus lässt sich gleich eine Lehre ableiten: Wer glaubt, einen Börsenguru gefunden zu haben, auf den er sich verlassen kann, sollte sich nie damit begnügen, nur eine oder zwei empfohlene Aktien zu kaufen – selbst der beste Stockpicker liegt mal daneben. Wer meint, die Tipps von Otte oder Dirk Müller oder Klaas Klever könnten ihm zum Börsenerfolg verhelfen, sollte mindestens zehn Aktien seines Gurus kaufen und möglichst gleich gewichten.

Dies nur am Rande. Denn eigentlich geht es mir in diesem Post um mein schlechtestes Investment, Barrick Gold. Hätte ich statt Barrick einen ETF auf Goldminen gekauft, ich würde bedenkenlos verdoppeln. Aber Barrick verdoppeln? Nie im Leben. Vielleicht könnte ich meine Goldminen-Position durch hinzukaufen eines ETFs verdoppeln, dann würde das Risiko wenigstens auf relativ viele Unternehmen verteilt.

Nichts tun oder einen ETF kaufen, das ist hier die Frage... 

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Wikifolio? Ja, vielleicht!

Es ist schon verblüffend, wie viele Klicks mein Post „Wikifolio? Nein, danke!“ in den letzten Wochen angezogen hat, immerhin ist er über acht Monate alt. Offenbar gibt es immer mehr Anleger, die sich für das Thema interessieren, und neutrale Informationen lassen sich nicht leicht finden. Ganz neutral bin ich nicht, aber neutraler als das Handelsblatt bin ich allemal. Denn das Handelsblatt ist „strategischer Partner und Finanzinvestor von wikifolio.com“, wie auf wikifolio.com nachzulesen ist. Da ist also nur positive Berichterstattung zu erwarten. (Gäbe es die deutsche Financial Times noch, wäre dort vermutlich nur negative Berichterstattung zu erwarten, da das konkurrierende Handelsblatt bei wikifolio mitmischt. Soweit meine Meinung zur Objektivität der Presse.)

Wenn ich im Handelsblatt lese, dass die „Social-Trading-Plattform“ Wikifolio sich immer grösserer Beliebtheit erfreut, glaube ich das gern, denn „Wikifolio“ hat mir ziemlich viele Klicks beschert. Ich interpretiere das Interesse an Wikifolio folgendermassen: viele Anleger suchen einen Erleuchteten, der ihnen Anlage-Entscheidungen abnimmt und sie mit seiner Strategie reich macht. Und dass es den einen oder anderen Erleuchteten gibt, der andere reich macht, steht ausser Frage: Warren Buffett ist so einer. Wer vor 20 Jahren Berkshire-Hathaway-Aktien gekauft und bis heute gehalten hat, dem kann man nur gratulieren. Die Frage ist nur, ob mit Wikifolio derselbe Erfolg möglich ist wie mit Aktien von Berkshire Hathaway.

Wikifolio-Fans behaupten gerne, die Trader, deren Strategien ein Wikifolio abbildet, seien besser als professionelle Fondsmanager. Eine schwer überprüfbare Behauptung. Ich denke mal, dass die Wikifolio-Trader im Durchschnitt genauso gut oder schlecht sind wie Fondsmanager. Das bedeutet: wer ins richtige Wikifolio investiert, kann damit durchaus Geld verdienen. Wer ins falsche Wikifolio investiert, kann Geld verlieren. Wie findet man das richtige Wikifolio? Ich weiss es nicht. Man muss sich wohl die Strategien von möglichst vielen Tradern genau durchlesen und schauen, ob man sie versteht und sich damit anfreunden kann. Wer wie ich nichts mit Bollinger-Bändern anfangen kann (yep, jetzt habe ich mich wieder als Ignorant geoutet!), der sollte womöglich nicht in ein Wikifolio investieren, wo mit Bollinger-Bändern gearbeitet wird. Da ich kaufen und halten bevorzuge, sollte ich eines suchen, dessen Trader nicht jede Woche tradet, sondern eher „buy and hold“ praktiziert – solche Wikifolios existieren ja auch.

Ich persönlich habe noch nie in ein Wikifolio investiert, habe mir aber vorgenommen, auf onvista.de ein virtuelles Musterdepot mit ein paar Wikifolios zusammenzustellen, nur so zum Spass. Womöglich laufen die ja besser als meine Aktien. Sollte ich einen Trader entdecken, dessen Strategie mir zusagt, könnte ich mir eventuell auch ein reales Investment vorstellen. Insofern hat sich meine Meinung in den letzten acht Monaten geändert: Wikifolios generell abzulehnen, wäre schlicht und einfach falsch.


Da Wikifolios Zertifikate sind, würde ich allerdings sehr zurückhaltend investieren – sagen wir mal, 2 bis maximal 5 Prozent meines Gesamtportfolios. Immerhin existiert ja ein Emittenten-Risiko. Und so klein dieses auch sein mag: niemand sollte sein gesamtes Vermögen in Zertifikate investieren, ob sie nun Wikifolio heissen oder nicht.

Dienstag, 22. Oktober 2013

Lange Haltedauer = guter Anleger

„Einen guten Anleger können Sie mitunter an der Halteperiode ausmachen. Kurzfristdenken ist Gift“, schreibt Tim Schäfer heute in seinem Blog.

Ich kann da nur zustimmen und gleichzeitig zugeben, dass meine Halteperioden mich als mittelmässigen bis schlechten Anleger kennzeichnen. Viel zu viele Aktien habe ich viel zu früh verkauft. Erst nach und nach gelingt es mir, den Verkaufswunsch zu unterdrücken, wenn eine Aktie mal 40 oder 50 Prozent zugelegt hat. Übrigens: noch vor ein, zwei Jahren kam der Verkaufswunsch schon bei 15 bis 20 Prozent Gewinn auf. Insofern habe ich ziemliche Fortschritte gemacht.

Jüngstes Beispiel ist die Aktie von Metro, die ich vor kurzem mit 48 Prozent Gewinn verkauft habe. Vermutlich werde ich in ein paar Monaten feststellen, dass 100 Prozent Gewinn möglich gewesen wären, aber was soll´s? Ich hatte Metro rund ein Jahr lang im Portfolio liegen, immerhin.

Sollte ich mich dazu aufraffen, eine Liste meiner Fehl-entscheidungen zu machen, weiss ich schon jetzt, wo ich die meisten Fehler gemacht habe: nicht mit dem Kauf von Flops wie K+S, deren Wert sich von heute auf morgen halbiert, sondern mit zu frühem Verkaufen. Hätte ich alle meine Gewinner gehalten, anstatt nach ein paar Monaten 20 oder 30 Prozent Gewinn mitzunehmen, sähe mein Portfolio viel besser aus. Viel, viel besser. 

Sonntag, 22. September 2013

Was tun mit der Aktie vom Rhön-Klinikum?

Da RWE als altbekannter Wiederholungstäter wie erwartet erneut seine Dividende gekürzt hat, bin ich ziemlich froh, die Aktie verkauft zu haben, auch wenn ich 50 Prozent Verlust gemacht habe. Und verglichen mit RWE-Angestellten, die wegen Sparzwangs vielleicht bald ihren Job verlieren, kann ich mich wirklich nicht beklagen. Ganz ehrlich: ein Unternehmen, das Leute entlassen muss, will ich nicht im Portfolio haben.

Wesentlich besser erging es mir mit dem Rhön-Klinikum. Dank des Deals mit Fresenius habe ich 30 Prozent Gewinn gemacht, und meine Rhön-Position war relativ gross. Ich habe mich entschlossen, Rhön-Klinikum zu verkaufen. Dadurch habe ich fast die Hälfte meines RWE-Verlustes ausgeglichen.

Aber, werden Kritiker jetzt einwenden, bei Rhön steht doch eine satte Sonderdividende von bis zu 13,80 Euro pro Aktie im Raum? Stimmt, aber diese Dividende wird ja – falls sie denn tatsächlich gezahlt wird – am nächsten Tag vom Aktienkurs abgezogen.
Aber haben die Analysten jetzt nicht das Kursziel von Rhön auf 21 Euro erhöht? Schon richtig, aber wer garantiert mir, dass dieses Kursziel auch erreicht wird? Ist es nicht wahrscheinlich, dass die Sonderdividende bereits im Aktienkurs von Rhön eingepreist ist?
Ich hatte Rhön gekauft, weil ich die Aktie langfristig halten wollte. Einen MDax-Konzern, eine der grössten Krankenhausketten Deutschlands. Kein Rest-Rhön, das sich auf irgendwelche „Spitzenforschung“ konzentriert.

In der Vergangenheit waren meine Gewinnmitnahmen oft Selbstzweck. Diesmal habe ich einen objektiven Grund: das Unternehmen wird nicht mehr das Unternehmen sein, das ich gekauft habe. Insofern bin ich mit meiner Entscheidung zufrieden, völlig unabhängig davon, ob Rhön noch bis 21 Euro weiterläuft oder nicht.




Montag, 16. September 2013

Adieu, RWE

RWE – da weiss man, was man hat. Eine sichere Dividendenrendite von mindestens vier Prozent. Erst von 80 Euro. Dann von 60. Dann von 30. Aber... das wird ja immer weniger?! Nicht nur der Aktienkurs, sondern auch die Dividende… Dabei heisst es doch immer, diese oder jene Aktie sei durch eine Dividende „abgesichert“. RWE zählt mit Sicherheit nicht zu diesen Aktien, denn schon geistert die nächste Dividendenkürzung durch die Medien. Vermutlich gibt es nächstes Jahr vier Prozent von 20 Euro.

Je länger ich darüber nachgedacht habe, desto klarer wurde mir, dass RWE – seine Manager mögen mir verzeihen – ein Krebs war, den ich aus meinem Portfolio herausschneiden musste. Also habe ich den jüngsten Kursanstieg genutzt, um mich für immer von RWE zu verabschieden. Ich habe einen Verlust von rund 50 Prozent realisiert und bin ziemlich zufrieden damit, immerhin stand ich schon mit 60 Prozent im Minus.
Man kann sagen, dass RWE einer meiner teuersten Fehler und eine meiner lehrreichsten Investitionen war. 

Die wichtigsten Lehren:

 Erstens: Auch das scheinbar sicherste Investment kann viel, viel gefährlicher sein als ein Investment in einen scheinbar hoch riskanten Wachstumswert. (Zur Erinnerung: es gab Zeiten, da galten Versorgeraktien als Witwen- und Waisenpapiere).   

 Zweitens: Man kann Aktien, die man besonders riskant findet, in seinem Portfolio durchaus untergewichten, das heisst, besonders kleine Positionen eröffnen – zum Beispiel das Wachstumsunternehmen mit einem KGV von 90 oder Unternehmen, die noch gar keinen Gewinn machen. Aber mit dem Übergewichten – dem Eröffnen von besonders grossen Positionen – sollte man eher vorsichtig sein. Zur Zeit gibt es vermutlich viele Kleinanleger, die Nestlé im Vergleich zu anderen Aktien stark übergewichtet haben. Denn mit Nestlé kann ja wirklich nichts anbrennen. Essen muss ja jeder. Stimmt. Diese Argumentation ist genauso richtig wie mein Gedankengang, als ich RWE gekauft habe. Denn Elektrizität braucht ja jeder... 

Mein Beitrag ist übrigens keinesfalls eine Verkaufsempfehlung; ich war lediglich der Meinung, dass es für mich persönlich am besten ist, mich von meinem grössten Versagerunternehmen zu trennen. Eine weitere Meinung zu RWE findet ihr hier:

Kurssprung trotz Dividendenkürzung bei RWE









Dienstag, 13. August 2013

Lehren aus dem K+S-Desaster

So kann es gehen. Du bist im Urlaub und, weil heute ja überall Internet ist, checkst mal schnell dein Portfolio und... wie bitte?? Was ist bloss mit K+S los? Das kann doch nicht sein? Die Aktie, ein scheinbar solider Dax-Wert, ist massiv eingebrochen, meine Position hat fast 50 Prozent an Wert verloren. Bei einem spekulativen Wachstumswert lasse ich mir das ja noch eingehen, oder bei einem Turnaround, der nicht gelingen will... aber bei K+S? Dann lese ich, dass irgendwelche obskuren Russen aus dem Ural einen obskuren Konflikt mit nicht weniger obskuren Ukranianern haben, und dass K+S deswegen in den Keller gerauscht ist... Auch von Hedgefonds ist die Rede, und natürlich von Shortsellern. Aha.

Meine erste Reaktion: ab jetzt investiere ich nur noch in Indexfonds, da kann so was wie bei K+S nicht so leicht passieren.

Meine zweite Reaktion: ein Blick auf mein Portfolio zeigt mir, dass ich durchaus nicht nur Loser-Aktien auswähle, die meisten stehen sogar im Plus. Allerdings habe ich die wenigen Loser-Aktien stärker gewichtet als meine Gewinner – was konnte bei RWE und bei K+S schon schiefgehen?

Konsequenz: Ich setze mir bei jeder Einzelaktie ein Limit, sprich, die Position darf einen bestimmten Euro-Betrag nicht überschreiten, meinetwegen 2.000 Euro. Lediglich gut diversifizierte Index-Fonds dürfen diesen Betrag überschreiten (es soll auch schlecht diversifizierte Index-Fonds geben...). Zudem muss ich damit aufhören, bestimmte Aktien überzugewichten, weil ich sie für besonders sicher halte – damit liege ich stets falsch (Telefónica, RWE, K+S). Alle Positionen sollten in etwa gleich gross sein, nur bei besonders spekulativen Aktien darf´s auch mal weniger sein.




Mittwoch, 3. Juli 2013

Nachkaufen oder nicht?

Als ich vor vielen Jahren damit begann, in Aktien zu investieren, faszinierte mich die Möglichkeit, zu billigeren Preisen nachzukaufen. Meine Aktie ist um 20 Prozent gefallen? Super, dann kauf ich halt mehr.

Mit dieser Methode liegt man manchmal richtig und manchmal falsch. Bei meiner kleinen Netflix-Spekulation habe ich sogar zweimal nachgekauft und konnte mit einem aktzeptablen Gewinn verkaufen. (Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ich wieder viel zu früh verkauft hatte).

Bei RWE hingegen ging das Verbilligen total in die Hose – und leider habe ich hier wesentlich mehr Geld investiert als in Netflix. Aufgrund dieser Erfahrung bin ich eher skeptisch, was das „Verbilligen“ durch Nachkaufen betrifft. Denn letztendlich führt Nachkaufen leicht dazu, dass man Loser-Aktien im Portfolio übergewichtet. Oft wäre es besser gewesen, eine Aktie nachzukaufen, deren Kurs gestiegen ist... und weiter steigt.

Nur bei Gold- und Silbermünzen würde ich bedenkenlos nachkaufen. Mal ehrlich: Wenn man euch zwingen würde, entweder eine Unze Gold (kostet derzeit rund 1000 Euro) oder einen 1000-Euro-Schein in ein Schliessfach zu legen und nicht anzurühren, bis ihr in 30 oder 40 Jahren in die Rente geht, dann nehmt ihr doch lieber das Gold, oder?


Aber bei Aktien sehe ich das Nachkaufen eher skeptisch. Wer das Thema etwas vertiefen möchte, sei auf diesen ausführlichen Post von Rico verwiesen: Wann Aktien bei fallenden Kursen billiger nachkaufen?

Donnerstag, 20. Juni 2013

Verluste realisieren?

Vielleicht wäre ein Panikverkauf bei Barrick Gold ja angebracht gewesen, als ich mit den Aktien des Max-Otte-geprüften Spitzenunternehmens (Vorsicht, Ironie!) nur 50 Prozent in den Miesen stand... Inzwischen beträgt mein Verlust über 60 Prozent.

Aktien, die starke Kursverluste erlitten haben, tendieren dazu, weiter zu fallen  zumindest habe ich diese Erfahrung mit RWE und Barrick gemacht. Eine Aktie, die 50 Prozent fällt, muss bekanntermassen 100 Prozent zulegen, um wieder den Ausgangswert zu erreichen, und, ehrlich gesagt: wie oft verdoppelt sich der Wert einer Aktie, die man im eigenen Portfolio hat? Nicht sehr oft. Sicher, wenn ich jetzt sämtliche Indices nach Aktien durchsuche, die sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt haben, werde ich schnell fündig. Aber die liegen eben nicht in meinem Portfolio.

Ich werde in nächster Zeit darüber nachdenken, ob ich nicht öfter mal Verluste realisieren sollte und, wenn ja, nach welchen Kriterien. Zudem zeigt mir das Thema, wie unproblematisch ETFs in dieser Hinsicht sind: bei einem ETF kann ich ziemlich sorgenlos nachkaufen, wenn der Wert um 50 Prozent gefallen ist - vorausgesetzt, es ist ein ETF auf einen vernünftigen Index. Denn an unvernünftigen Indices soll ja kein Mangel herrschen.

Montag, 3. Juni 2013

Mit Nichtstun zum Erfolg

Endlich, so scheint es zumindest, habe ich das Nichtstun gelernt. Nichtstun ist gar nicht so einfach. Zumindest, wenn man sich vorgenommen hat, mit Aktien seine Ersparnisse zu vermehren. Meistens glaubt man ja, man müsse handeln – „handeln“ im Sinne von „etwas tun“, was zum „Handeln“ im Sinne von „traden“ führt. Stichwort: Action Bias.

Im letzten Post hatte ich erklärt, warum ich keine Apple-Aktien nachkaufe – auch das fällt unter die Rubrik Nichtstun. Ich kaufe keine neuen Aktien, ich realisiere keine Gewinne. Ich tue nichts und finde es richtig entspannend. Nur schade, dass ich deswegen den Blog etwas vernachlässige. Auch dieser Blogpost ist extrem kurz. Aber er enthält eine wichtige Lehre, die mir erst in den letzten Wochen so richtig klar geworden ist: das Nichtstun gehört vermutlich zu den wichtigsten Fähigkeiten eines erfolgreichen Anlegers. Der einzige Unterschied zu Kostolanys berühmter Schlaftablette: nichtstun ist nicht unbedingt mit schlafen gleichzusetzen.

Dienstag, 14. Mai 2013

Warum ich kein Apple nachkaufe


Warum kaufe ich keine Apple-Aktien nach, obwohl ich überzeugt bin, dass es ein ziemlich guter Einstiegszeitpunkt wäre? Habe ich Angst, dass Apple mein zweites RWE werden könnte?

Nein, habe ich nicht. Aber aus meiner RWE-Erfahrung habe ich gelernt, dass man als Kleinanleger keine Aktie übergewichten sollte, und Apple gehört bereits zu meinen grössten Positionen.

Anleger, die gerade ein Portfolio aufbauen, sollten von Anfang an festlegen, was sie anstreben: ein Portfolio aus zehn Aktien, wo jede Position zehn Prozent ausmacht? 20 Aktien zu je fünf Prozent? Einige Leser dürften es erraten: als ich anfing, in Aktien zu investieren, hatte ich natürlich kein klares Ziel vor Augen. Man kauft Aktie A und Aktie B und Aktie C, und weil A gefallen ist, kauft man nach (ist ja auch ein echtes Schnäppchen!), und plötzlich macht Aktie A 50 Prozent des Portfolios aus. Das kann super sein, wenn der Kurs zu steigen beginnt – oder katastrophal, wenn er weiter absackt.

Ja, ich finde Apple preiswert. Aber ich sehe keinen Grund, durch Nachkaufen mein Portfolio aus der Balance zu bringen.
APPLE OnVista Chart
OnVista – mehr Informationen zur Aktie APPLE

Dienstag, 23. April 2013

Panikverkauf bei Barrick Gold?


Bücher wie Max Ottes „Investieren statt Sparen“ oder Susan Levermanns „Der entspannte Weg zum Reichtum“ bieten Aktien-Anlegern viele wertvolle Tipps und Einsichten. Eine wichtige Frage, die solche Bücher nicht beantworten, lautet: wie schafft es der Anleger, seine Gefühle zu beherrschen? Wer seine Gefühle beherrscht, verkauft nicht aus Panik, wenn die Börse oder eine Aktie ihren Tiefpunkt erreicht. Eine Aktie, die zum Panik-Verkauf einlädt, ist Barrick Gold.

Nein, ich werde Barrick nicht verkaufen, obwohl ich auf über 50 Prozent Verlust sitze. Die Aktie ist so stark ausverkauft worden, dass man meinen möchte, dass a) Gold nichts mehr wert ist und b) Barrick von einem Haufen Hirnrissiger geleitet wird. Beides dürfte eher nicht der Fall sein, auch wenn das Management nicht unbedingt Glanzlichter setzt. Übrigens ist Barrick Gold einer der grössten Fehlgriffe Max Ottes (Meinungen zu Barrick Gold: Otte versus Heibel)
Allerdings hat Otte (im Gegensatz zu mir) bei anderen Aktien ein gutes Händchen.


Aber natürlich gehört Barrick zu den Aktien, deren Performance durchaus auf die Nerven geht. Meine persönliche Lektion aus dem Barrick-Desaster: Minengesellschaften sind mir zu riskant. In Zukunft setze ich auf sogenannte Streamer wie Silver Wheaton, die, vereinfacht gesagt, den Minengesellschaften Geld leihen und ihnen dafür ihr Edelmetall zu einem vorher vereinbarten Preis abkaufen. Eine weitere Alternative sind ETCs, Exchange Traded Commodities. Natürlich können Rohstoffpreise abstürzen wie jüngst Gold und Silber. Aber wer z.B. Xetra-Gold besitzt, dürfte besser gefahren sein als mit der Barrick-Aktie...

Ich habe festgestellt, dass es stets einzelne Aktien sind, die mich nerven – eine mögliche Lösung besteht also darin, verstärkt in ETFs zu investieren. Logisch: wer keine Einzelaktien besitzt, kann sich nicht über Einzelaktien ärgern. Vor einiger Zeit habe ich mein ETF-Portfolio vorgestellt (Mein ETF-Portfolio) und erwähnt, dass ETFs rund 12 Prozent meiner Investitionen ausmachen. Ich habe mir vorgenommen, diese Quote über die nächsten ein, zwei Jahre zu verdoppeln und schliesse nicht aus, dass ETFs in ferner Zukunft einmal 70 Prozent meines Portfolios ausmachen könnten. Denn eines ist mir klar: da ich mit Barrick Gold und RWE zwei ausgesprochene Wertvernichter im Portfolio habe, wäre ich mit ETFs mit ziemlicher Sicherheit besser gefahren – denn ich habe keine Shooting Stars im Portfolio, die die Verluste meiner Loser ausgleichen. Aber das kann ja noch kommen...

Und noch etwas habe ich festgestellt: es gibt bestimmte Aktien, deren Auf und Ab mich kalt lässt, weil es keine Spekulationen sind wie z.B. Barrick, sondern Unternehmen, die ich wirklich langfristig halten möchte. Beispiele wären McDonald´s, Nestlé, aber auch Rhön Klinikum und Google (wobei ich mich frage, ob Nestlé nicht das nächste Apple ist: es gibt offenbar keinen Fondsmanager, der Nestlé nicht hat). Bei Google wünsche ich mir sogar, dass der Kurs nachgibt, denn ich hätte gern eine grössere Position...   

Mein persönliches Fazit: ETFs und Aktien, deren Auf und Ab mich kalt lässt, sollten den Grossteil meines Portfolios ausmachen. Die Zahl meiner Spekulationen sollte ich streng limitieren. 

Dienstag, 9. April 2013

Hätte ich bloss... Meine Erfahrung mit der Apple-Aktie


Es wäre ziemlich gemein, einem Kind 100 Euro zu versprechen, das Versprechen dann für ungültig zu erklären und dem betrogenen Kind obendrein noch 100 Euro vom Taschengeld abzuziehen. Was meine Erfahrungen mit der Apple-Aktie betrifft, fühle ich mich wie dieses Kind, das durchaus leicht konstruiert daherkommt (Wie alt ist das Kind?, fragt mich mein innerer Chefredakteur. Junge oder Mädchen? Was wollte es mit dem Geld machen? Wieso bricht Papa oder Mama plötzlich das Versprechen?) Sollte jetzt jemand behaupten, ich sei ein „infantiler“ Investor, möchte ich nicht widersprechen. 

Ich erinnere mich noch gut an die schöne grüne 1000 neben meiner Apple-Position, zusammengesetzt aus Kurs- und Währungsgewinnen (der Dollar war gegenüber dem Euro stark gestiegen). Und da ich ja endlich einmal langfristig investieren wollte, kam es mir nicht in den Sinn, zu verkaufen – und Apple hatte ja wirklich kein besonders hohes KGV, oder? Das KGV von Nestlé ist derzeit höher als das Apple-KGV von damals.

Auch bei meiner Leoni-Position haben sich meine Buchgewinne weitgehend in Luft aufgelöst.

Schon richtig: Wer langfristig investieren will, darf sich nicht ärgern, wenn Buchgewinne sich plötzlich in Buchverluste verwandeln. Ärgere ich mich? Was Apple betrifft: ja. Ich ärgere mich über mich selbst. Auch wenn die Aktie von den Kennziffern her keineswegs überbewertet schien: jeder liebte sie, jeder hatte sie – wer sollte da noch kaufen? Also hätte ich...

Aber mit hätte und wäre kommt man nicht weiter. Man sollte also bereits im Vorfeld definieren, unter welchen Umständen man eine Aktie verkaufen will. Wenn ich mir von Anfang an vornehme, 10 Prozent Gewinn zu machen, dann sollte ich verkaufen, wenn diese 10 Prozent erreicht sind. 
Es gibt Anleger, die Aktien grundsätzlich zehn Jahre oder länger halten wollen – ein völlig valider Ansatz. Solche Anleger hätten bei Apple keine Gewinne mitgenommen, und wer die richtige Mentalität hat, ärgert sich nicht über den Absturz. Andere Anleger nehmen regelmässig Gewinne mit, wenn eine Aktie ihrer Meinung nach zu schnell gestiegen ist – und versuchen, später zu einem niedrigeren Preis wieder einzusteigen. Auch diesen Ansatz halte ich für valide. Wobei es zwei Varianten gibt: Teilverkäufe oder Verkauf der ganzen Position.

Ein Vertreter des ersten Ansatzes wäre David Gardner, einer der Gründer des Motley Fool, der inhaltlich mehr oder weniger sagt: „Wer garantiert mir denn, dass ich die Aktie später wirklich billiger zurückkaufen kann? Nein, solange ich von der Zukunft eines Unternehmens überzeugt bin, verkaufe ich nicht“ (wie gesagt, die Anführungszeichen dienen der Dramatisierung).

Der Teilverkaufs-Ansatz entspricht offenbar am ehesten meinem Charakter als infantiler Investor, der sich stets ärgert, wenn Buchgewinne zu Buchverlusten mutieren. Wobei sich Teilverkäufe nur ab einer bestimmten Positionsgrösse lohnen. Doch wann ist eine Aktie zu schnell gestiegen? 30 Prozent in einer Woche? 40 Prozent in zwei Monaten? Jeder, der diesen Ansatz verfolgen will, kann das individuell entscheiden.

Sind solche Teilverkäufe der Versuch eines Market-Timings, das sowieso zum Scheitern verurteilt ist? Ja und nein. Denn so ganz falsch kann es ja nicht sein, nach einem starken Kursanstieg zu verkaufen. Die einzige Gefahr besteht darin, dass die Aktie weiter steigt.

Wichtig ist, dass ein Anleger sich wohlfühlt mit dem Ansatz, den er gewählt hat. Du ärgerst dich ständig über schmelzende Buchgewinne? Dann solltest du eben öfter mal verkaufen. Das Auf und Ab deines Portfolios lässt dich kalt; du weisst, dass es langfristig nur nach oben gehen kann? Um so besser, dann kannst du Kostolanis Schlaftablette nehmen, um in zehn Jahren als hoffentlich reiche(r) Mann/Frau aufzuwachen.

PS: Was ich mit den Apple-Aktien machen werde? Das nächste Mal würde ich bei tausend Euro Buchgewinn die halbe Position verkaufen... 

Dienstag, 26. März 2013

Spekulieren wie ein Insider... mit der Commerzbank


Ich kann es nicht lassen, das Spekulieren. Heute habe ich Aktien der Commerzbank gekauft, für 1,156 Euro pro Stück. (Schon krass, die dritte Stelle hinter dem Komma. Gibt es so kleine Münzen im Euroland? Vermutlich ja, es soll ja auch Euro-Länder geben, deren geographische Zugehörigkeit zu Europa durchaus diskutiert werden kann, siehe Zypern.)

Allerdings bin ich nicht der einzige Spekulant bei der Commerzbank. Ein Blick auf finanzen.net zeigt ziemlich massive Insiderkäufe bei Preisen um die 1,20 Euro, und bisher bin ich immer gut gefahren, wenn ich auf so einen Zug aufgesprungen bin. Zum Beispiel bei der Münchner Rück und bei der Lufthansa, zwei Aktien, die ich dann viel zu früh verkauft habe. So waren mit meinem Einstiegspreis bei der Lufthansa über 80 Prozent Gewinn möglich, und ich bin mit knapp 20 Prozent Gewinn ausgestiegen. Auch bei der Münchner Rück begnügte ich mich mit einem Mini-Gewinn, anstatt die Aktie länger zu halten.

Wie gesagt, die Commerzbank ist für mich eine Spekulation. Trotzdem hoffe ich, die nötige Geduld zu haben – und nicht wieder zu verkaufen, sobald ich 15 Prozent Gewinn habe.
COMMERZBANK OnVista Chart
OnVista – mehr Informationen zur Aktie COMMERZBANK

Freitag, 15. März 2013

In eigener Sache

Leider komme ich in letzter Zeit kaum zum Schreiben, weil ich ziemlich viel Arbeit habe und derzeit ziemlich viel Schach spiele... und dann fahre ich auch noch in Urlaub! Das ist die einzige Zeit, wo ich nicht täglich die Aktienkurse checke (Uuups! Hatte ich nicht selber geschrieben, es sei nicht gut, täglich auf die Kurse zu starren? Es ist auch nicht gut, aber ich kann meine Sucht nicht überwinden...) Übrigens, bei meinen ETFs spüre ich nicht den geringsten Drang, jeden Tag nachzuschauen.

Der nächste Post folgt irgendwann gegen Ende März, Anfang April.

Sonntag, 3. März 2013

Ist eine Aktie billig oder teuer? Nicht nur aufs KGV achten!

Geht es um die Frage, ob eine Aktie „billig“ oder „teuer“ ist, verweisen Börsenbücher meistens auf das KGV, das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Aktien mit einem niedrigen KGV gelten als günstig, ein hohes KGV ruft warnende Zeigefinger auf den Plan: sei vorsichtig, rät der Value-Anleger, diese Aktie ist völlig überteuert. „Hoch“ und „niedrig“ ist natürlich immer relativ, und eigentlich sollte man das KGV stets im Zusammenhang mit dem Wachstum einer Firma sehen. Wenn ein Unternehmen jährlich 30 Prozent wächst, ist 30 womöglich durchaus ein faires KGV.

Wie dem auch sei, man sollte nicht nur das KGV anschauen. Eine zweite, von vielen Büchern nicht erwähnte Methode, besteht darin, die Marktkapitalisierung eines Unternehmens mit dem Umsatz zu vergleichen. So hat zum Beispiel 3 D Systems (KGV: rund 80) eine Marktkapitalisierung von 3,4 Milliarden Dollar und wäre daher mit rund dem zehnfachen Jahresumsatz bewertet, denn der Umsatz beträgt rund 353 Millionen. Zum Vergleich: ein Wert aus dem MDax wie Wacker Chemie hat ein ziemlich hohes KGV (nämlich 43, laut onvista.de), aber die Marktkapitalisierung (3,5 Milliarden Euro) ist geringer als der Umsatz (4,6 Milliarden). Gut, man sollte 3 D Systems vielleicht eher mit einer Aktie vergleichen, die auf einem ähnlichen Hype dahergeschwommen kommt, aber das Prinzip ist klar: 3 D ist bei KGV UND Börsenwert/Umsatz teuer, Wacker Chemie ist NUR beim KGV teuer, nicht aber, wenn man Börsenwert und Umsatz vergleicht.

Fazit: es scheint aufschlussreich, ausser dem KGV stets den Börsenwert, also die Marktkapitalisierung, im Verhältnis zum Umsatz anzuschauen. Zumindest für deutsche Werte reicht es, bei onvista.de nachzuschauen (man sucht die Aktie, geht zu „Fund. Analyse“ und klickt auf „Kennzahlen“. Dort findet sich der Bruch „Marktkapitalisierung/Umsatz“). Bei ausländischen Werten ist onvista allerdings ziemlich schwach in dieser Hinsicht, da wimmelt es von „n.a.“...

Freitag, 22. Februar 2013

"Listening Comprehension" mit Morningstar

Ich schaue immer wieder gern auf der amerikanischen Website von Morningstar rein, auch wegen der Videos. Die Leute sprechen sauberes Englisch, und wer nicht alles versteht, kann die Interviews als Text lesen. Leider habe ich gerade kaum Zeit, mich um den Blog zu kümmern – also viel Spass bei der „Listening Comprehension“! Thema: worauf Anleger bei der Auswahl von Dividenden-Aktien achten sollten. Wenn man die Gesichter der beiden da unten so anschaut, sollte man glauben, jemand hat ihnen die Dividende gestrichen. Ob sie vielleicht in Telefonica investiert hatten oder die holländische KPN? PS: Normalerweise ist die Tonqualität der Morningstar-Videos besser, aber hier sitzt der Interviewpartner ausnahmsweise nicht im Studio.

Dienstag, 12. Februar 2013

wikifolio? Nein, danke!


Hinweis vom 23.10.2013: wie ich in dem aktuelleren Post Wikifolio? Ja, vielleicht! erkläre, hat sich meine Meinung zum Thema Wikifolio relativiert. 


 In jüngster Zeit stolpere ich immer wieder über Werbung für sogenannte wikifolios. Was, in Gottes Namen, ist ein wikifolio? Die Antwort findet sich auf wikifolio.com:  ein wikifolio ist ein „von einem privaten Trader geführtes Musterdepot, dessen Performance in einem Zertifikat (...) abgebildet wird. Sie erwerben mit einem wikifolio also ein Zertifikat von einem renomierten [sic] deutschen Emissionshaus mit mehr als 10 Jahren Erfahrung“.

Aha. Als Möchtegern-Langfristanleger finde ich schon das Wort „Trader“ so anziehend wie ein Vegetarier ein Wiener Schnitzel. Und dann auch noch „Zertifikat“! Spätestens seit Lehman kennen wir doch das Emittenten-Risiko.

Weiter lese ich auf wikifolio.com, der Anleger zahle eine „wikifolio-Zertifikategebühr“ von 0,95% p.a. des „veranlagten“ Betrags. Ich vermute mal, „veranlagt“ soll „angelegt“ bzw. „investiert“ heissen. Zudem fällt eine „Performancegebühr“ an, die „von wikifolio zu wikifolio unterschiedlich“ sei. Sie „startet bei 5 Prozent und wird nur vom erzielten Gewinn berechnet.“

Also, ich will die wikifolio-Idee ja nicht schlechtreden, ich will sogar zugeben, dass die Idee im Grunde genommen gut ist oder zumindest interessant, denn vielleicht gibt es ja irgendwelche Leute, die viel tollere Portfolios zusammenstellen als professionelle Fondsmanager. Aber Leute wie ich, die ihr Geld nicht mal den Profis anvertrauen, werden kaum per Zertifikat ins „Musterportfolio eines privaten Traders“ investieren, dafür 0,95 Prozent Zertifikategebühr und 5 Prozent Performancegebühr bezahlen und sich obendrein noch ein Emittentenrisiko ins Portfolio holen, so gering dieses Risiko auch sein mag. Sorry.  

Donnerstag, 24. Januar 2013

Netflix: mehr als 36 Prozent Kursgewinn auf einen Schlag


AAARGH! Mein Blick fällt auf die Watchlist: Netflix ist auf einen Schlag um über 36 Prozent gestiegen... und ich bin nicht dabei! Derzeit wird die Aktie auf Tradegate für über 106 Euro gehandelt. Der Sprung liegt natürlich an einem enthusiastisch aufgenommenen Quartalsbericht.

Netflix begann als Versand-Videothek, man bestellt Filme übers Internet und bekommt sie per Post. Seit längerem setzt das Unternehmen allerdings verstärkt aufs Streaming von Filmen und Serien übers Internet. Ich habe das in den USA selbst ausprobiert und bin begeistert von dem Angebot.
Netflix gehörte zu meinen Experimenten mit Wachstumswerten. Ich hatte eine erste kleine Position gekauft, der Kurs fiel. Dann eine zweite, der Kurs fiel weiter. Ich verdoppelte meinen Einsatz. Plötzlich stieg die Aktie innerhalb weniger Wochen um gut 40 Prozent – Zeit für mich, auszusteigen, meinen Gewinn mitzunehmen und in einen weniger volatilen Wert zu investieren. Ich war überzeugt, es würde bald wieder abwärts gehen. Von da an zeigte der Chart von Netflix nur nach oben...

Mein Fazit: Ich muss genau festlegen, wieviel Geld ich in wilde Wachstumswerte im Stile von Netflix investieren will. (Es gibt auch weniger wilde Wachstumswerte, zum Beispiel Google). Wieviel Verluste kann und will ich ertragen? Zu dem Zeitpunkt, als ich Netflix verkaufte, hatte ich zu viel Geld in solchen Werten, daher die Gewinnmitnahme.

Wer genau definiert, welche Summe er in derart volatile Aktien investieren will, verkauft nicht so schnell – nur so kann man auch mal 100 Prozent Gewinn oder mehr einfahren. Denn auch und gerade bei Wachstumswerten ist Durchhaltevermögen gefragt – wobei „kaufen und liegenlassen“ in diesem Fall wesentlich nervenaufreibender ist. Ein Blick auf den Netflix-Chart genügt.

Nachtrag: an einem Tag wie heute wäre allerdings in der Tat ein Teilverkauf angesagt...



NETFLIX INC. DL-,001 OnVista Chart
OnVista – mehr Informationen zur Aktie NETFLIX INC. DL-,001

Montag, 21. Januar 2013

Freibetrag und Verlusttopf


Zugegeben: der Verlusttopf hat in meinem Anleger-Leben lange keine Rolle gespielt, da ich schlicht und einfach keine Verluste realisiert habe. Das hat sich geändert, und plötzlich tauchten Fragen auf wie diese:

Angenommen, ein Anleger hat zu Jahresbeginn einen Freibetrag von 801 Euro und einen Verlusttopf mit 500 Euro Aktienverlusten. Er realisiert einen Gewinn von 400 Euro. Wo wird der Gewinn verrechnet? Mit dem Freibetrag oder mit den Verlusten? Antwort: mit dem Verlusttopf. Scheint ja auch sinnvoll, erst mal die Altlasten abzuarbeiten...

2012 hatte ich zu Jahresbeginn schnell ein paar Gewinne realisiert, und mein Freibetrag war relativ schnell aufgebraucht. 2013 würden solche Gewinne erst mal mit meinem Verlusttopf verrechnet. Verlusttopf, ich liebe dieses Wort in seiner archaischen Schönheit. Altmodisch und ehrwürdig wie ein Nachttopf. Und wie ein Nachttopf sollte auch ein Verlusttopf regelmässig ausgeleert werden.

Aber ich schweife ab. Fazit: Falls ich Gewinne realisiere, schont der Verlusttopf meinen Freibetrag – der dieses Jahr meinen Dividenden  zugute kommen soll, nicht willkürlich realisierten Kursgewinnen. Ideal fände ich es, wenn ich jedes Jahr den ganzen Freibetrag für Dividenden ausschöpfen könnte. 

Freitag, 11. Januar 2013

Mein ETF-Portfolio


Derzeit spielen ETFs für mich eine untergeordnete Rolle und machen rund zwölf Prozent meines Gesamt-Portfolios aus. Ich halte:

IsharesDivDax (47 Prozent meines ETF-Portfolios)
Ishares Eurostoxx Select Dividend 30 (10 Prozent)
Ishares Stoxx Europe 600 Basic Resources (20 Prozent)
Ishares MSCI Turkey (15 Prozent)
Ishares MSCI Brasil (8 Prozent)

Der Focus liegt also klar auf Dividenden. Die Telefónica-Katastrophe (Dividende gestrichen!) bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass ein Teil meiner Dividenden aus ETFs kommen sollte – dass ein DivDax plötzlich überhaupt keine Dividende mehr ausschüttet, scheint eher unwahrscheinlich. Dass es Überschneidungen zwischen dem DivDax und dem Select Dividend gibt, stört mich wenig, denn beim Select Dividend habe ich einen wesentlich besseren Einstiegskurs erwischt.

Der Ishares Stoxx Europe 600 Basic Resources ist eine Rohstoffspekulation. Der Fonds ist gar nicht so toll diversifiziert: 23 % BHP Billiton, 15 % Rio Tinto, fast 14 % Anglo American PLC... das sind 52 Prozent in den drei grössten Positionen. Trotzdem fühle ich mich damit wohler als mit einer Wette auf ein einzelnes Rohstoffunternehmen. Während ich die Dividendenfonds jahrzehntelang halten will, will ich den Rohstofffonds verkaufen, sobald ein ordentlicher Kursgewinn herausspringt. Rohstoffpreise tendieren ja dazu, sich heisszulaufen und irgendwann wieder abzustürzen.

Der Türkei- und der Brasilien-Fonds stellen die bescheidene Schwellenländer-Komponente meines Portfolios dar, sie sollen mindestens fünf Jahre, besser noch länger gehalten werden. In diesem Fall setze ich auf ETFs, weil es ohne Spezialwissen zu gewagt scheint, auf ein Einzelunternehmen aus der Türkei zu setzen. Auf Brasilien trifft das nicht unbedingt zu, aber ich möchte einen möglichst breiten Zugang zum Markt, nicht nur eine Minengesellschaft wie Vale oder einen Ölkonzern wie Petrobras.

Wichtig: es handelt sich hier keinesfalls um ein Modell-Portfolio aus ETFs, sondern lediglich um eine subjektive Zusammenstellung, die mein Aktien-Portfolio ergänzt. Wer Interesse an einem Modell-Portfolio hat, kann zum Beispiel hier eines finden: http://der-privatanleger.de/page/zu-den-musterdepots#navigation

Samstag, 5. Januar 2013

Vier Vorsätze fürs neue Jahr


Erstens:
Wenn ich eine Aktie attraktiv fand, habe ich sie meist gekauft, ohne sie im Zusammenhang des Portfolios zu betrachten. Die Frage, die ich mir ab jetzt immer stellen will, lautet: trägt die neue Aktie zur Diversifizierung bei?  

Zweitens: Maximal 50 Prozent meines Portfolios darf in Aktien angelegt werden, die nicht auf Euro lauten.

Drittens: Die in besonders volatile Aktien (mit teilweise hohem KGV) investierte Summe soll 30 Prozent des Portfolios nicht überschreiten. Mit „besonders volatil“ meine ich Aktien wie Netflix, die leicht mal an einem Tag 10 Prozent steigen oder abstürzen. Aktien mit besonders hohen Chancen und besonders hohem Risiko. Aktien, wo Value-Investoren einen Schreikrampf bekommen.

Viertens: Ich brauche endlich eine klare Regel, wann ich verkaufen darf (sofern ich verkaufen will): Aktien mindestens ein Jahr halten. Gewinne unter 400 Euro netto werden grundsätzlich nicht realisiert. Stimmt, mit langfristigem Investieren hat das noch nichts zu tun. Aber es verhindert die lächerliche Traderei aus dem letzten Jahr (http://meineaktien.blogspot.com/2012/08/hin-und-her-macht-kassen-leer-2-kleine.html).