Montag, 26. November 2012

Meinungen zu Barrick Gold: Max Otte versus Stephan Heibel


Je länger man sich mit der Börse beschäftigt, desto häufiger wird man feststellen, dass verschiedene Experten völlig widersprüchliche Positionen vertreten. Wenn sich schon die Experten nicht einig sind, wie soll dann ein Kleinanleger durchblicken? Als Beispiel für einen solchen Fall habe ich Barrick Gold gewählt, eine Aktie, die ich (leider) selber im Portfolio habe.

Zu den Experten, die Barrick als unterbewertet bezeichnen, gehört unter anderem Max Otte. Er schrieb am 23. Juli 2012 in seiner Kolumne auf boerse.de, Barrick sei „auf einem Niveau, bei dem jetzt der Einstieg wieder lohnt.“ Die Aktie war damals für knapp unter 28 Euro zu haben und ist seither gut 4 Prozent gefallen – im Gegensatz zum Goldpreis, der seither um gut 10 Prozent gestiegen ist. Bereits am 29. August 2011 hatte Otte die Barrick-Aktie auf boerse.de als sehr aussichtsreich eingestuft. Otte wörtlich: „Barrick Gold hat zum Beispiel meines Erachtens ein Potential von 70 bis 100 Prozent.“ Damals kostete die Aktie rund 35 Euro... Bisher haben sich Ottes Erwartungen bezüglich Barrick Gold also nicht erfüllt.

Nun zu einem anderen Experten, den ich für ebenso seriös halte wie Herrn Otte. Stephan Heibel, Herausgeber des Börsenbriefs „Heibel-Ticker“, schrieb jüngst über Barrick, die Entwicklung des Aktienkurses dieser Firma habe „herzlich wenig“ mit der Entwicklung des Goldpreises zu tun. Der Kurs von Barrick hänge an „Lohnverhandlungen mit Gewerkschaften, an Umwelteinflüssen, die der Produktion oft einen Strich durch die Rechnung machen, und an politischen Ereignissen“, die zu Neuverhandlungen und sogar Enteignungen führen könnten. Wer will, kann es hier nachlesen:http://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/861?start=0

Wer auf einen steigenden Goldpreis setzt, so Heibel, solle lieber Münzen kaufen oder Xetra-Gold. Ich selbst bin bei Barrick zu einem Durchschnittspreis von 33,88 eingestiegen – bis jetzt bestätigt meine negative Erfahrung die pessimistische Einschätzung von Stephan Heibel, der ganz allgemein meint, Privatanleger sollten von Goldminenaktien die Finger weglassen. Schaun wir mal, wie´s in einem Jahr aussieht.




BARRICK GOLD OnVista Chart
OnVista – mehr Informationen zur Aktie BARRICK GOLD

Sonntag, 11. November 2012

Der tägliche Blick ins Portfolio: keine gute Idee für Langfristanleger


Vor Jahren habe ich im Internet Fernschach gespielt, mit Zeitlimits von 3 bis 7 Tagen pro Zug. Anfangs waren es nur zwei Partien gleichzeitig, dann drei, dann vier... bis irgendwann 30 Partien zusammengekommen waren. Ist doch nicht viel, dachte ich, denn es gibt Leute, die bis zu 100 Partien gleichzeitig spielen. Die Konsequenz meiner Fernschachsucht : Ich schaute fast stündlich nach, ob einer meiner Gegner einen Zug gemacht hatte.

Das Fernschach habe ich längst aufgegeben, doch die ständige Verfügbarkeit des Internets hat mich zu einem neuen Laster verführt: dem täglichen Kontrollieren meines Portfolios. Meistens schaue ich sogar mehrmals täglich rein: Wenn der deutsche Markt aufmacht, wenn Wall Street aufmacht, wenn der deutsche Markt schliesst. Die paar Minuten Zeitverschwendung kann ich mir doch leisten, oder?

Ja, die Zeitverschwendung könnte ich mir leisten. Das wirkliche Problem sind die Auswirkungen der täglichen Kursbeobachtung auf meine Anleger-Psyche. Wer jeden Tag sieht, wie die Gewinne vom Vortag verschwinden und wie irgendeine Aktie innerhalb eines Tages 5 Prozent Gewinn macht (und diese 5 Prozent mit den aktuellen Festgeld-Zinsen vergleicht), der entwickelt zwangsläufig eine Trader-Mentalität. Zudem überwiegen beim täglichen Betrachten der Entwicklung des eigenen Portfolios negative Gefühle: Gewinne werden als selbstverständlich oder verdient betrachtet, während Verluste als völlig ungerecht empfunden werden. Es soll sogar psychologische Studien geben, die belegen, dass der Ärger über einen Verlust stets grösser ist als die Freude über einen Gewinn (wenn es sich um denselben Betrag handelt). Auf mich trifft das jedenfalls zu.

Ich hatte im Blog bereits mehrmals angedeutet, dass ich zu dem Ergebnis gekommen bin, dass nur langfristiges Halten von Aktien zum Erfolg führt. Dazu braucht man aber die richtige Einstellung – und die tägliche Beobachtung der Aktienkurse untergräbt diese Einstellung. Regelmässig sieht man, wie im eigenen Portfolio bei irgendeiner Aktie Gewinne von 200 Euro plötzlich zu 200 Euro Verlust werden. Irgendwann hält man es nicht mehr aus: so, sagt man sich, jetzt nehme ich den Gewinn mit, und in ein paar Wochen oder Monaten kaufe ich die Aktie zu meinem alten Einstiegspreis zurück. Manchmal hat man Glück (was einen in seiner Trader-Mentalität bestärkt) –aber meistens dürfte man damit falsch liegen.  

Daher habe ich mir vorgenommen, mein Portfolio nur noch einmal pro Woche zu checken. Um besonders heftige Kursbewegungen trotzdem nicht zu verpassen, habe ich mir bei onvista.de Signale eingerichtet – falls eine Aktie mehr als 10 Prozent fällt oder steigt, werde ich per E-mail automatisch benachrichtigt.

So weit die guten Vorsätze... jetzt wird sich zeigen, wie´s in der Praxis klappt.