Mittwoch, 22. Februar 2012

1sichten 4: Kaufkriterien

Die Serie 1sichten resümiert Einsichten über Fehler, die ich als Kleinanleger begangen habe und begehe - und über Ziele, die ich anstrebe.


Jahrelang habe ich nur Bluechips gekauft, Aktien von Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung. Meine Kaufkriterien waren eher unklar. So habe ich RWE und E.on gekauft, weil ich der Meinung war, Elektrizität werde ja immer gebraucht. Die Kurse gingen bekannterweise in den Keller... Als ich 2009 Aktien der Deutschen Bank bei knapp über 20 Euro kaufte, dachte ich: dass Deutschlands grösste Bank Pleite geht, ist ja wohl völlig ausgeschlossen. Ausnahmsweise lag ich richtig, die Aktie stieg. Auch wenn Daimler mal 40 Prozent unter dem 52-Wochenhoch zu haben ist und nicht gerade in Schwierigkeiten steckt, neige ich dazu, einfach mal zuzugreifen, ohne besonders viel zu überlegen. Ganz nach dem Motto: „Da kann man eigentlich nichts falsch machen“.

Inzwischen kaufe ich auch Midcaps, Smallcaps und US-Aktien. Jüngst konnte ich der Versuchung nicht wiederstehen, 400 Euro in Solarworld-Aktien zu investieren. Was eher eine Spekulation ist. Ich bin überzeugt, dass die Firma überleben wird, obwohl die Branche in der Krise steckt – und immerhin habe ich unter Buchwert gekauft.

Kurz: ich kann nicht behaupten, dass ich mich systematisch an objektive Kaufkriterien halte. Mein Portfolio bestand jahrelang aus fünf oder sechs willkürlich ausgewählten Dax-Werten. Vor dem Kauf schaute ich ein paar Kennzahlen an und den Chart. Auf keinen Fall wollte ich beim Allzeithoch einsteigen, sondern mindestens 10 bis 20 Prozent darunter.

Derzeit arbeite ich daran, vernünftige, zu mir passende Kaufkriterien zu entwickeln. Zum Beispiel habe ich mir überlegt, nur noch bei DAX-Werten einzusteigen, bei denen Insider massiv kaufen. Natürlich soll das nicht das einzige Kriterium sein. Treten massive Insiderkäufe auf, würde ich mir quantitative Kriterien anschauen wie KGV, Kurs-Buchwert-Verhältnis, Eigenkapitalquote, Margen... Vielleicht werde ich dazu übergehen, eine Punkteliste durchzugehen wie sie Susan Levermann in „Der entspannte Weg zum Reichtum“ vorschlägt. Allzu oft sehe ich eine Aktie und bin hin- und hergerissen: kaufen oder nicht kaufen? Wenn man die Kaufentscheidung an einer Punkteliste festmacht, ist zumindest dieses Problem gelöst.

Die Umsetzung könnte so aussehen: Insiderkäufe machen mich auf die XY-AG aufmerksam. Ich schaue mir die Kennzahlen an und will: ein KGV von maximal 15, ein KBV von maximal 1,5, eine Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent und eine EBIT-Marge von über 15 Prozent. (Die Werte sollen nur als Beispiel dienen und können von jedem Anleger individuell festgelegt werden). Stimmen die Kennzahlen der XY-AG mit meinen Kriterien überein, kann ich kaufen. Zum Beispiel könnte man für jede Kennzahl, die den Kriterien entspricht, einen Punkt vergeben und bei mindestens drei von maximal vier Punkten kaufen. Oder man macht es wie Susan Levermann und vergibt auch Minuspunkte. Man könnte also zum Beispiel festlegen, dass für ein KGV von über 20 ein Punkt abgezogen wird. Selbst wenn die anderen 3 Werte meinen Vorstellungen entsprechen und 3 Punkte summieren, müsste ich einen Punkt abziehen – und dürfte die Aktie nicht mehr kaufen, weil sie nach dieser Formel nur zwei Punkte erreicht hat.

Ich weiss nicht, ob ich tatsächlich zu einem solchen System übergehen werde. Aber eines dürfte klar sein: ein klar definiertes Punktessystem scheint wesentlich objektiver als meine Bauchentscheidungen. Fragte mich zum Beispiel jemand, warum ich keine Adidas-Aktien kaufen will, würde ich derzeit antworten: Adidas? Die notiert doch fast am 52-Wochen-Hoch! Der Chart zeigt seit drei Jahren nur aufwärts, da kann doch nur ein Einbruch kommen! Da wäre es schon besser, objektivere Argumente für oder gegen einen Kauf zu haben.

1 Kommentar:

  1. Hallo Peter,

    interessante Ansätze, die Du verfolgst. Ich habe festgestellt, dass es zu jeder Börsenzeit verschiedene Strategien gibt.

    In meinem Depot www.monatliche-dividende.com akkumuliere ich Aktien mit monatlicher und quartalsweiser Dividende.

    Sollten die Märkte weiterhin stark sein, würde ich auch wieder in Trendfolge-Aktien investieren. Die letzten zwei Tage habe ich Kleinstpositionen aufgebaut. Kleinstpositionen deswegen, weil ich lieber hätte, dass der Märkt noch etwas zurück kommt.

    In Zeiten der Trendfolge, nehmen aus meiner Sicht die Dividenden-Rendite auf längere Zeit wieder ab, da ja die Kurse steigen.

    Im Endeffekt bedient man beim Investieren immer zwei Komponenten:

    * Akkumulieren von Dividenden
    * Kursegewinne

    In diesem Sinne weiterhin viel Erfolg.

    Gruss René

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