Dienstag, 9. April 2013

Hätte ich bloss... Meine Erfahrung mit der Apple-Aktie


Es wäre ziemlich gemein, einem Kind 100 Euro zu versprechen, das Versprechen dann für ungültig zu erklären und dem betrogenen Kind obendrein noch 100 Euro vom Taschengeld abzuziehen. Was meine Erfahrungen mit der Apple-Aktie betrifft, fühle ich mich wie dieses Kind, das durchaus leicht konstruiert daherkommt (Wie alt ist das Kind?, fragt mich mein innerer Chefredakteur. Junge oder Mädchen? Was wollte es mit dem Geld machen? Wieso bricht Papa oder Mama plötzlich das Versprechen?) Sollte jetzt jemand behaupten, ich sei ein „infantiler“ Investor, möchte ich nicht widersprechen. 

Ich erinnere mich noch gut an die schöne grüne 1000 neben meiner Apple-Position, zusammengesetzt aus Kurs- und Währungsgewinnen (der Dollar war gegenüber dem Euro stark gestiegen). Und da ich ja endlich einmal langfristig investieren wollte, kam es mir nicht in den Sinn, zu verkaufen – und Apple hatte ja wirklich kein besonders hohes KGV, oder? Das KGV von Nestlé ist derzeit höher als das Apple-KGV von damals.

Auch bei meiner Leoni-Position haben sich meine Buchgewinne weitgehend in Luft aufgelöst.

Schon richtig: Wer langfristig investieren will, darf sich nicht ärgern, wenn Buchgewinne sich plötzlich in Buchverluste verwandeln. Ärgere ich mich? Was Apple betrifft: ja. Ich ärgere mich über mich selbst. Auch wenn die Aktie von den Kennziffern her keineswegs überbewertet schien: jeder liebte sie, jeder hatte sie – wer sollte da noch kaufen? Also hätte ich...

Aber mit hätte und wäre kommt man nicht weiter. Man sollte also bereits im Vorfeld definieren, unter welchen Umständen man eine Aktie verkaufen will. Wenn ich mir von Anfang an vornehme, 10 Prozent Gewinn zu machen, dann sollte ich verkaufen, wenn diese 10 Prozent erreicht sind. 
Es gibt Anleger, die Aktien grundsätzlich zehn Jahre oder länger halten wollen – ein völlig valider Ansatz. Solche Anleger hätten bei Apple keine Gewinne mitgenommen, und wer die richtige Mentalität hat, ärgert sich nicht über den Absturz. Andere Anleger nehmen regelmässig Gewinne mit, wenn eine Aktie ihrer Meinung nach zu schnell gestiegen ist – und versuchen, später zu einem niedrigeren Preis wieder einzusteigen. Auch diesen Ansatz halte ich für valide. Wobei es zwei Varianten gibt: Teilverkäufe oder Verkauf der ganzen Position.

Ein Vertreter des ersten Ansatzes wäre David Gardner, einer der Gründer des Motley Fool, der inhaltlich mehr oder weniger sagt: „Wer garantiert mir denn, dass ich die Aktie später wirklich billiger zurückkaufen kann? Nein, solange ich von der Zukunft eines Unternehmens überzeugt bin, verkaufe ich nicht“ (wie gesagt, die Anführungszeichen dienen der Dramatisierung).

Der Teilverkaufs-Ansatz entspricht offenbar am ehesten meinem Charakter als infantiler Investor, der sich stets ärgert, wenn Buchgewinne zu Buchverlusten mutieren. Wobei sich Teilverkäufe nur ab einer bestimmten Positionsgrösse lohnen. Doch wann ist eine Aktie zu schnell gestiegen? 30 Prozent in einer Woche? 40 Prozent in zwei Monaten? Jeder, der diesen Ansatz verfolgen will, kann das individuell entscheiden.

Sind solche Teilverkäufe der Versuch eines Market-Timings, das sowieso zum Scheitern verurteilt ist? Ja und nein. Denn so ganz falsch kann es ja nicht sein, nach einem starken Kursanstieg zu verkaufen. Die einzige Gefahr besteht darin, dass die Aktie weiter steigt.

Wichtig ist, dass ein Anleger sich wohlfühlt mit dem Ansatz, den er gewählt hat. Du ärgerst dich ständig über schmelzende Buchgewinne? Dann solltest du eben öfter mal verkaufen. Das Auf und Ab deines Portfolios lässt dich kalt; du weisst, dass es langfristig nur nach oben gehen kann? Um so besser, dann kannst du Kostolanis Schlaftablette nehmen, um in zehn Jahren als hoffentlich reiche(r) Mann/Frau aufzuwachen.

PS: Was ich mit den Apple-Aktien machen werde? Das nächste Mal würde ich bei tausend Euro Buchgewinn die halbe Position verkaufen... 

6 Kommentare:

  1. Du arbeitest ohne Stopp Loss , oder?
    Diese kannst Du eigentlich bequem nachziehen, wenn der Kurs steigt. Vielleicht biete deine Bank sogar ein dynamisches Stopp Loss, das wäre dann sehr bequem.
    Ich habe auch einige Werte, in denen ich mich verliebt habe, hat natürlich Geld gekostet. Also, Buch gelesen ( das zweite, das erste habe voll ausgemalt ) und dazu gelernt.
    Ich kann Dir :"Risiko-und Money- Management vom Börsenbuchverlag" empfehlen. Liest sich angenehm, ist verständlich und nicht so teuer.

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  2. Stimmt, im allgemeinen arbeite ich ohne Stop Loss, auch wegen des Risikos eines Flash-Crash. In Zukunft werde ich vorher festlegen, wann ich verkaufen will (und mich hoffentlich dran halten).

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  3. Bei all deinen Posts wird immer wieder klar, dass du einfach keine Strategie hast. Nichtmal die Idee einer Strategie, die dir eine grobe Orientierung gibt. Das ist schade, weil du dadurch schon viele Chancen verspielt hast. Ich muss mir dazu nur deine ganzen Werte anschauen, die du "billiger" nachkaufen wolltest.... Ich drücke dir die Daumen, dass du dir noch irgendwann die Zeit nimmst und diese Faktoren für dich selbst festlegst.

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  4. Stimmt schon, dass ich immer noch auf der Suche bin. Deine Kriterien (10 Jahre halten, bei Kurs-Verdoppelung die halbe Position verkaufen, bei 50 Prozent Verlust aussteigen, nie nachkaufen) sind zwar glasklar, aber nicht mein Ding. Nie zu verbilligen finde ich recht radikal, du verzichtest da auch auf Chancen.

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    1. Das stimmt, aber es widerstrebt mir, schlechte Werte höher zu gewichten als gute Werte. Wenn dir das nicht gefällt, kannst du ja auch festlegen, dass du bei 50 Prozent Kursverlust einmal nachkaufst. Wichtig ist halt nur, dass die Regel dann konsistent ist. Wenn du anfängst für einen Wert nachzukaufen und für den anderen wieder nicht, stehst du wieder vor einer Entscheidung aus dem Bauch heraus. Genau an diesem Punkt scheiterst du derzeit :) Ist eben auch eine Frage der Liquidität. Ich hab noch nicht so viel Kapital, dass ich es zweimal in den gleichen Wert pumpen könnte. Dafür gibt es noch genug andere gute Investments als Alternative.

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  5. Leider weiss man halt nie, ob eine schlechte Aktie zurückkommt oder weiter abstürzt... Du hast recht, man braucht auf jeden Fall klare Regeln, die dann auf jede Aktie konsequent angewendet werden sollten.

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