Vor einiger Zeit
habe ich „Die Kunst des klaren Denkens” von Rolf Dobelli gelesen (Untertitel: „52
Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen“). Viele dieser Denkfehler
betreffen auch Anleger, ich kann das kleine Büchlein also nur empfehlen. Einer
dieser Denkfehler betrifft mich ganz besonders: der sogenannte „Action Bias“. Der
Begriff bezieht sich darauf, dass Menschen im Zweifelsfall lieber zum Handeln
als zum Nichtstun neigen, obwohl Nichtstun oft die bessere Option ist. Dobelli
nennt als Beispiel den Torwart beim Elfmeter, wo es statistisch gesehen vielversprechender
sei, einfach in der Mitte stehen zu bleiben –das sehe jedoch doof aus, weswegen
die meisten Torhüter lieber in eine Ecke springen und hoffen, dass sie Glück
haben.
Mich hat der
Action Bias zu hektischem Traden veranlasst (http://meineaktien.blogspot.com/2012/08/hin-und-her-macht-kassen-leer-2-kleine.html), mit dem ich Gewinne sichern
wollte, auch wenn sie gering waren. Ich hatte die Schnauze davon voll, wie fast
jeder Gewinn sich in wenigen Wochen in Verluste verwandelte. Inzwischen habe
ich mich besser im Griff. Vor allem, wenn ich davon überzeugt bin, dass ein Unternehmen
wirklich gut ist, will ich die entsprechende Aktie wirklich langfristig halten.
„Wirklich langfristig“ müsste eigentlich heissen: bis zum Rentenalter (also
noch über 25 Jahre), aber auch fünf bis zehn Jahre wären ein guter Anfang. Man darf
sich nur nicht dadurch abschrecken lassen, dass ein Heer von Experten predigt, „buy
and hold“, „kaufen und halten“, sei tot.
Manchmal glaube ich, beim Anlegen sei
vieles schlicht und einfach Glaubenssache. Ebenso wie jeder die Wahl hat, an einen
Gott zu glauben oder Atheist zu sein, kann man an langfristiges Investieren
glauben oder an kurzfristiges Traden. Jeder von beiden, der Trader und der Langfrist-Investor,
wird behaupten, er sei im Besitz der einzigen Wahrheit. Ich habe mich entschlossen, an „buy
and hold“ zu glauben. Ein Blick auf Langfrist-Charts von guten Unternehmen ist
dabei hilfreich. Ich habe mir schon überlegt, ein paar solcher Charts
auszudrucken und an die Wand zu kleben, zur ständigen Erinnerung. Dass „kaufen
und halten“ nicht mit „kaufen und sich schlafen legen“ gleichzusetzen ist,
versteht sich von selbst.
PS: Meine neue
Einstellung, auf kurzfristige Gewinnmitnahmen zu verzichten, wurde natürlich
prompt bestraft: die Aktie, die in meinem Portfolio am meisten gestiegen war,
steht inzwischen sogar leicht im Minus. Richtig, es handelt sich um Apple.
Allerdings kann ich die Argumentation gut nachvollziehen, dass der Kurssturz von
Apple hauptsächlich eine Folge der sogenannten Fiskalklippe ist: US-Investoren,
die ihre Gewinne noch dieses Jahr realisieren, zahlen nur 15 Prozent Steuern
darauf – nächstes Jahr müssten sie bis zu 40 Prozent zahlen.
Ja, die "Action Bias" hat schon was. Vor allem in Kombination mit der "Hingsight Bias".
AntwortenLöschenMir ist inzwischen das Verhalten der Finanzmärkte egal. Ich schaue zwar, was passiert, aber in Aktionismus verfalle ich nicht. Hat auch ne Weile gedauert.
Die Lösung ist einfach, vor jedem Investment mit einem Bekannten über das Thema zu reden. Am besten einer der kritisch hinterfrägt...
Viele Grüße und einen guten Rutsch :)
Chris von gieristgut.com
"Hindsight" ist besonders schlimm, denn im Nachhinein weiss man ja alles besser... Natürlich hätte ich Apple verkaufen sollen, als die Aktie bei 700 Dollar war, und die Allianz hätte ich halten müssen :) Solche Gedanken sind ganz schön zermürbend.
AntwortenLöschenebenfalls einen guten Rutsch
Peter