Mittwoch, 11. Juni 2014

Das 60-30-10-System

Als ich neulich ein amerikanisches Buch über Aktien durchblätterte, fand ich eine interessante Formel: Wer in Einzelaktien anlegt, könnte demnach 60 Prozent in konservative Unternehmen anlegen, 30 Prozent in „leicht aggressive” und 10 Prozent in „sehr aggressive”. Stimmt, meine wörtliche Übersetzung aus dem Englischen klingt fürchterlich. 

„Sehr aggressiv“ bezieht sich wohl auf Unternehmen mit riesigem Wachstumspotential, deren Börsenwert sich schon mal verzehnfachen kann, wenn alles optimal läuft. Sollte das Unternehmen sich nicht optimal entwickeln, verliert der Anleger schnell mal 50 bis 100 Prozent seiner Investition. Beispiele für solche Aktien sind meiner Meinung nach Westport Innovations (die Firma entwickelt Motoren, die mit Erdgas laufen) oder ExOne (3-D-Druck von Teilen für industrielle Kunden).

„Leicht aggressiv“ wären demnach Wachstums-Unternehmen, die am Markt etablierter sind, so dass ein Totalverlust eher unwahrscheinlich scheint. Meinetwegen Intuitive Surgical (Roboter für chirurgische Eingriffe), Mercado Libre (das „Ebay Südamerikas“) oder Baidu, „das chinesische Google“.

Konservative Aktien wären wohl Unternehmen wie Nestlé, McDonalds, Coca Cola, sicherlich auch Bayer und BASF oder BMW, Daimler und Volkswagen; jedenfalls Firmen, die seit zig Jahren erfolgreich am Markt agieren und regelmässig Dividenden zahlen.

An den Namen des Buches kann ich mich nicht erinnern, aber es war die Serie „The little book of...“. Tatsächlich finde ich diese 60/30/10-Verteilung sehr interessant, denn sie entspricht meinem Charakter als Anleger, der Vorsicht mit kalkuliertem Risiko verbinden will.

Mit zehn Aktien würde das System wohl nicht funktionieren, denn dann hätte man nur EINE hochriskante Aktie. Wenn ich 100.000 Euro investieren wollte, würde ich es vielleicht eher so machen: 60.000 Euro (die 60 Prozent) in zehn gut diversifizierte konservative Aktien oder in einen gut diversifizierten Indexfonds (also nicht gerade den DAX), 30.000 Euro in zehn relativ etablierte Wachstums-unternehmen (also je 3000 Euro) und je tausend Euro in zehn ziemlich riskante Aktien. Und natürlich müsste man das Portfolio zehn Jahre lang halten, denn Wachstumsunternehmen brauchen Zeit.   

Und mir ist natürlich klar, dass die meisten Anleger, Profis oder nicht, davon abraten würden, als Privatanleger ein Portfolio aus 30 verschiedenen Aktien zu haben. 



1 Kommentar:

  1. Also ich würde nicht davon abraten. Bei 30 gut diversifizierten Einzelwerten ist man schon gut diversifiziert. Für die etwas höhere Volatilität wird man dank gesparter Verwaltungskosten wahrscheinlich mit höherer Rendite belohnt.
    Mir macht es jedenfalls Spaß, dem riesigen unproduktiven Finanzapparat eine lange Nase zu zeigen und auf ewig die Dividenden ohne laufende Kosten direkt zu kassieren.

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